Skip to main content
Log in

Ueber Immunität und Superinfection bei chronischer Gonorrhoe

  • Published:
Archiv für Dermatologie und Syphilis Aims and scope Submit manuscript

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Literatur

  1. cf. Baumgarten's Jahresberichte von 1889 an.

  2. Die in dem folgenden Aufsatz publicirten Beobachtungen habe ich zum grössten Theil schon im Jahre 1894 in Breslau gemacht. Ich hatte für den V. Congress der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (1895) einen Vortrag angezeigt, in welchem ich sie mittheilen wollte, und habe in dem Programm dieses Congresses die Schlusssätze, zu denen ich gelangt war, veröffentlicht. Ich habe dann am 14./II. 1896 in der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur einen Vortrag über dieses Thema gehalten, über den in der Allgemeinen Medicinischen Centralzeitung (1896 Nr. 32) ein kurzes Referat erschienen ist. Wenn ich so lange mit der ausführlicheren Publication gezögert habe, so geschah das, um noch weiteres Material zu dieser Frage zu sammeln. Das aber war mir bisher nicht möglich und ich habe in meinem neuen Wirkungskreis dazu voraussichtlich weniger Gelegenheit, als früher. Deswegen übergebe ich die folgenden Seiten der Oeffentlichkeit, um zur weiteren Bearbeitung der seit Wertheim's Publication (1894) ruhenden, wie ich glaube, nur scheinbar definitiv durch sie entschiedenen, m. E. allgemein sehr interessanten Frage anzuregen.

  3. Der Begriff “Gonorrhoe” ist für uns ein streng ätiologischer; fehlen die Gonococcen dauernd, so ist eine Gonorrhoe nicht mehr vorhanden, auch eine “residuale” nicht. Man spricht von diphtheritischer, oder besser postdiphtheritischer Lähmung, aber nicht von “paralytischer Diphtherie”. Die nach der Gonorrhoe zurückbleibenden, bei Mann und Frau vorkommenden Veräderungen fasst man m. E. am besten als “postgonorrhoischen Symptomencomplex” zusammen. Die “postgonorrhoische Entzündung” zu leugnen, wie Kiefer (Naturforscher-Versammlung 1896, Verhandlungen II, pag. 183) es thun möchte, ist doch angesichts aller unserer Erfahrungen nicht möglich.

  4. Z.B. Verchère, La blennorrhagie chez la femme 1894, I. p. 112. Sänger (Verhandl. der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Aerzte 1896, II, pag. 177.)

  5. Z. B. auch Bumm (ebenda La blennorrhagie chez la femme 1894, I. pag. 443) und Neisser (pag. 185): Neisser aber hat früher (Deutsche medic. Wochenschrift, 1893, p. 725) anerkannt, dass es “ganz spärliche Fälle” gibt, “in denen von Anfang an, selbst bei ersten Infectionen, ein auffallend milder und von wenig subjectiven Symptomen begleiteter Verlauf” — ich kann hinzufügen mit nur Vereinzelten Gonococcen. — “zur Beobachtung kommt”. Was aber ist das anderes, als ein Einsetzen der Gonorrhoe mit chronischen Erscheinungen oder ein “Einschleichen”? Dass ich das ebenso wenig wie Neisser, auf eine Virulenz-Abschwächung der Gonococcen, sondern auf eine besondere Resistenz der Erkrankten zurückführe, geht aus den oben folgenden Ausführungen zur Genüge hervor.

  6. Die gonorrhoischen Erkrankungen der weiblichen Harn- und Geschlechtsorgane. Veit, Handbuch der Gynaecologie. Wiesbaden, 1897, I.

  7. cf. z. B. Ehlers, Annal. d. Derm. et de Syph. 1892, pag. 556. Lanz, Dieses Archiv Bd. XXV. pag. 481. Lemonnier, Annal 1892, pag. 732. Notthafft, Mon. f. pr. Derm. XXIV. Nr. 1. und die Lehrbücher.

  8. cf. Morel-Lavallée, Peut-on donner la chaude-pisse sans l'avoir. Soc. de Méd. du IXe Arrondissement 12./X. 1893. Ann. d. Derm. et de Syphiligr. 1893 Nr. 12. pag. 1123. Guiard, La Blennorrhagie chez l'homme. Paris 1894.

    Google Scholar 

  9. Traité des maladies des yeux cf. Guiard, l. c. La Blennorrhagie chez l'homme. Paris 1894. p. 140.

  10. cf. aus neuester Zeit: Doederlein, Vaginitis gonorrhoica bei fehlendem Uterus. Mon. für Geburtshilfe und Gynäcologie. Bd. V. Heft 1. — Mandl, Zur Kenntniss der Vaginitis gonorrhoica. Ebenda. Bd. V. Heft 1.— Auch Bumm (Veit's Handbuch) erwähnt 5 Fälle von Vaginitis gonorrhoica bei Erwachsenen.

  11. Veit's Handbuch.

  12. Die Krankheiten der Harnwege. Deutsche Uebersetzung. Wien, 1897, II, pag. 224.

  13. Ich leugne die rein gonorrhoische Cystitis nicht; ich habe selbst schon 1893 im Anschluss an die Arbeit Barlow's 2 Fälle erwähnt (Baumgarten's Jahresbericht, IX, 1893, pag. 84), bei denen ich die wirkliche Blasengonorrhoe für erwiesen hielt. Aber die Seltenheit solcher Befunde bei Männern, bei denen die Gelegenheit zur Blaseninfection durch das Regurgitiren des Secrets bei Urethritis posterior acuta so oft gegeben ist, beweist die Nothwendigkeit, in solchen Fällen eine besondere “Disposition” anzunehmen. Von den “Hilfsursachen”, deren bei den meisten Cystitiden die pathogenen Bakterien zur Entfaltung ihrer Wirkung bedürfen sollen, ist die Retention bekanntlich die wirksamste. Von einer solchen konnte in meinen oben erwähnten Fällen nichts nachgewiesen werden. Und umgekehrt sehen wir gelegentlich Urethritis posterior acuta mit vorübergehender Retention und ohne nachfolgende gonorrhoische Cystitis.

  14. Contribution à l'étude du gonocoque et de sa toxine. Annales de l'Institut Pasteur. XI. Nr. 7, pag. 609.

  15. Zur Frage von den Recidiven und der Uebertragbarkeit der Gonorrhoe. Wien. klin. Wochenschr. 1894, pag. 441 und Verhandlungen der Deutschen Dermat. Gesellschaft. IV. Congr. 1894, pag. 169.

  16. Touton (Naturforscherversammlung 1896, II, pag. 433) hält es für wahrscheinlich, dass die acuten Recidive nach Provocation begründet seien “in dem Verluste der Immunität seitens der Urethra gegen die eigenen Gonococcen während der Zeit des Einschlusses in dem Versteck” (einer urethralen Drüse, der Prostata etc.). Auch diese Möglichkeit ist im Princip zuzugeben, doch ist mir ein so lang andauernder Abschluss in einem “Versteck”, dass die Gewöhnung hätte verloren gehen können, nicht wahrscheinlich, und der oben berichtete Versuch Kwiatkowski's macht diese Annahme nicht nothwendig.

    Google Scholar 

  17. Die Blennorrhoe der Sexualorgane. 4. Aufl. 1896, pag. 164.

  18. Ueber die Tripperansteckung beim weiblichen Geschlecht und ihre Folgen. Münch. med. Wochenschrift 1891, Nr. 50 u. 51.

  19. l. c. Ueber die Tripperansteckung beim weiblichen Geschlecht und ihre Folgen. Münch. med. Wochenschrift 1891, Nr. 50 u. 51. pag. 151.

  20. cf. Veits Handbuch.

  21. Baumgarten's Jahresbericht. VII. 1892, pag. 89.

  22. Deutsche med. Wochenschrift 1894. Nr. 46 u. ff.

  23. Centralbl. f. Gynaec. 1894.

  24. Berl. klin. Wochenschrift 1894, Nr. 21.

  25. l. c. Berl. klin. Wochenschrift 1894, Nr. 21. pag. 162. cf. Hunter's Abhandlung über die venerische Krankheit. Leipzig 1787, pag. 58 ff. Treatise on the Venereal Disease with Introduction and Commentary by J. Adams, London 1818, pag. 65.

  26. cf. Guiard l. c. La Blennorrhagie chez l'homme. Paris 1894. pag. 165.

  27. cf. dieses Archiv, XXVIII. p. 292.

  28. Deutsche medic. Wochenschrift 1893, Nr. 28, 30.

  29. Verhandlungen der deutschen dermat. Gesellschaft. IV. Congress. pag. 182.

  30. Naturforscherversammlung in Nürnberg 1893. Anmerkung bei der Correctur. Ich habe in letzter Zeit einen Fall beobachtet, welcher mit Sicherheit für Superinfection mit umgezüchteten Gonococcen spricht. Ein junger Mann inficirt sich im Juli (erstmalig), wird intern behandelt und glaubt sich nach einigen Wochen, da der Ausfluss vollständig verschwunden ist, geheilt, lässt aber diese Heilung von seinem Arzte nicht constatiren. Er verlobt sich, verkehrt mit seiner Braut (Virgo) zum ersten Male im November, nachdem er 3 Monate nichts von Ausfluss verspürt hat; er merkt nach der ersten Cohabitation nichts, die Braut nur etwas Feuchtigkeit ohne Schmerzen; nach 10 Tagen zweiter Coitus; 3 Tage darnach mässig starker Ausfluss, der, als ich ihn einige Wochen später untersuchte, noch relativ reichlich und eitrig war und zahlreiche Gonococcen enthielt. Die Braut glaubt sich erst von dem Augenblicke krank, als sie einen Monat nach der ersten Cohabitation einen schweren gonorrhoischen Rheumatismus bekommt. Sie hat eine acute Urethralgonorrhoe; Vagina stark entzündet, ohne nachweisbare Gonococcen; Cervix noch nicht untersuchbar. Also: Die erste Cohabitation lässt die Gonorrhoe des Mannes “latent”, nach der 2. “exacerbirt” diese.

  31. Solche Fälle sind früher natürlich kaum berichtet worden, da man sich mit der einfachen Erklärung: “Exacerbation durch Reizung in der ersten Zeit der Ehe“ vollständig begnügte. Doch finde ich bei Hunter (in der oben erwähnten Ausgabe von 1787, pag. 64; in der Adams'schen pag. 67) folgenden Fall: Ein Mann heiratete 5 Monate nach einer gonorrhoischen Infection, als er einen “slimy gleet” (“schleimigen Nachtripper”) noch hatte; die Defloration ist schwierig — und das führte ein Recidiv der Chorda und einen vermehrten Ausfluss herbei; auch Hunter also, der allerdings nicht bloss meinte, dass Reste von Tripper vor einer neuen Infection schützen, sondern auch an eine weiter anhaltende Immunität glaubte, begnügt sich mit der Erklärung der Exacerbation durch Reizung.

  32. Hierher kann sehr wohl auch der Fall Bumm's (Veit's Handbuch) gehören: Der Mann hat nach rasch geheilter (?) Gonorrhoe geheiratet; die Frau concipirt sofort; nach der Geburt geht die Frau in ein Bad; der Mann bekommt eine Pleuritis. Nach alledem wieder eine Cohabitation — acute Gonorrhoe des Mannes. Der Fall ist im Sinne einer Superinfection nicht zu verwerthen, weil die Gonorrhoe des Mannes sehr wohl in der Zwischenzeit geheilt sein kann. Zwei analoge Fälle berichtet auch schon Hunter. (Hunter cf. Adams 1818, pag. 66 ff.)

  33. Wenn Neuberger meint, dass die Untersuchungen Broese's (mit Borchert, Deutsche med. Wochenschrift 1893. Nr. 16, 17) für die Häufigkeit einer solchen Resistenz sprechen. so möchte ich das nicht unterschreiben: in den von Broese verwertheten Fällen handelt es sich augenscheinlich um postgonorrhoische Veränderungen (“residuale Gonorrhoe”) bei Mann und Frau — bei oft schon lange verheirateten Leuten; aus der Anamnese solcher Fälle auf das Fehlen der acuten Exacerbation oder Superinfection im Beginn der Ehe zu schliessen, ist aber sehr misslich.

  34. “Tripper und Wochenbett”. Zeitschr. f. prakt. Aerzte 1897.

  35. Die Blennorrhoe der Sexualorgane. IV. Aufl. pag. 163. Zuzugeben ist dagegen Finger's Fassung (Archiv XXVIII., pag. 296.): “Eine bestehende chronische Urethritis schliesst Neuinfection nicht aus”.

  36. Archiv XXVIII, pag. 297.

  37. Von den in Baumgarten's Jahresberichte, X, 1894, pag. 96, erwähnten 6 Fällen habe ich einen später in meinem Vortrag (Allg. med. Central-Zeitung l. c.) ausser Acht gelassen, weil die Krankengeschichte nicht mehr auffindbar war. Seitdem ist aber, wie ich auch in dem Vortrag erwähnte, ein neuer (6.) hinzugekommen.

  38. Blennorrhoe der Sexualorgane. IV. Aufl. pag. 164.

  39. Veit's Handbuch.

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Jadassohn, J. Ueber Immunität und Superinfection bei chronischer Gonorrhoe. Arch. f. Dermat. 43, 319–340 (1898). https://doi.org/10.1007/BF01986904

Download citation

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF01986904

Navigation