Chronaximetrische Untersuchungen über die Wirkung von Lokalanaesthetica am sensiblen Nerven

Zusammenfassung

• 1. Es wurde mit Hilfe der Chronaxiemethode die Wirkung der Lokalanaesthetica: Cocain, Novocain, Percain und Pantocain auf die sensible Nervenfaser, beurteilt am Verhalten des gekreuzten Streckreflexes des Rückenmarksfrosches, untersucht.

• 2. Cocain und Novocain bewirken dabei mit der Zeit fortschreitende und nach der Konzentration gestufte Steigerungen der Rheobase und Senkungen der Chronaxie. Bezogen auf gleiche Cocainkonzentrationen ist die Geschwindigkeit der Chronaxiesenkung und der Betrag an maximaler Senkung am sensiblen Nerven erheblich größer als am motorischen Nerven.

• 3. Im Gegensatz dazu tritt unter Percain und Pantocain primär gleichzeitige Steigerung von Rheobase und Chronaxie ein. Erst sekundär kommt es unter der Einwirkung dieser beiden Mittel zur Chronaxiesenkung. Die Geschwindigkeit des Wirkungsablaufs ist bei Pantocain größer als bei Percain.

• 4. Es wird gefolgert, daß die Chronaxiemethode keinen allgemein gültigen, den bisher geübten Methoden überlegenen Maßstab zur quantitativen Bestimmung der relativen Wirkungsstärke von Lokalanaesthetica liefert. Dagegen ist die Methode zur Feststellung verschiedenartig wirkender Lokalanaesthetica geeignet.

Der Unterschied zwischen der Wirkung von Cocain und Novocain gegenüber der von Pantocain und Percain läßt sich dadurch charakterisieren, daß zur Erzeugung des Erregungsvorgangs bei Percain und Pantocain, unabhängig von der —nach dem Anstieg der Rheobase beurteilten —Narkosetiefe, eine wesentlich größere Minimalelektrizitätsmenge nötig ist als bei Cocain und Novocain.