Zusammenfassung
Deformationsvorgänge sind i. a. mit Wärmetönungen verkoppelt, teilweise reversiblen, teilweise irreversiblen.
Um diese Wärmetönungen meßtechnisch zu erfassen, gleichzeitig mit der Aufnahme des Zugdehnungsdiagrammes, wurde ein empfindliches Kalorimeter entwickelt. Das Prinzip dieses Gaskalorimeters beruht auf der Messung des Wärmestromes von der Probe, die zentral in einem Zylinder eingespannt und verstreckt wird, zur Wand des Zylinders. Der Wärmestrom verursacht
Druckänderungen, die durch eine Differentialanordnung in einem zweiten Zylinder mit Heizdraht nachgebildet werden. Er läßt sich als Quadrat des sich einstellenden elektrischen Regelstromes in seinem zeitlichen Verlauf aufzeichnen.
Die Integration der Wärmestromkurven ergibt die Summe von reversibler und irreversibler Wärmetönung, die zu einer vorgegebenen Deformation gehört. Auch Abkühlungen können erfaßt werden. Die Empfindlichkeit der Wärmestrommessung erreicht den Wert 5 · 10−5 cal/sec, die erfaßbaren Wärmen liegen zwischen einer und einigen hundert Millikalorien. Die Konstanz reicht aus für Messungen innerhalb Zeiten bis zu einer halben Stunde; kurze Wärmestöße werden, ähnlich wie bei ballistischen Messungen von Elektrizitätsmengen, in bezug auf die Gesamtwärmemenge korrekt wiedergegeben, so daß keine untere Zeitgrenze hinsichtlich der Erzeugung der Wärme existiert. Der Temperaturverlauf als Funktion der Zeit wird dagegen mit der Zeitkonstante der Apparatur (min 3 sec bei H2 als Füllgas) verzerrt. Der Absolutfehler in der Wärmemenge beträgt maximal 10%, der relative Fehler ist wesentlich niedriger.
Die vorliegende Arbeit diskutiert im einzelnen sämtliche Fehlerquellen und behandelt den Meß- und Auswertungsvorgang sowie Kontrollmessungen.
Schrifttum
Müller, F. H., Vortrag, gehalten auf der internen Arbeitssitzung desAusschusses Rheologie der VDI-Fachgruppe „Verfahrenstechnik“ in der Phys.-Techn. Bundesanstalt Braunschweig am 2. 3. 1956, ferner auf dem Kunststoff-Kolloquium Aachen, Nov. 1956.
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Müller, F. H., Vortrag, gehalten in Heidelberg: „Mechanisches Verhalten von Hochpolymeren im nichtlinearen Bereich“ auf der Physiker-Tagung 1. 10. 1957. Erscheint in „Deutsche Physiker-Tagung 1957“. Vgl. außerdem Vortrag auf dem internat Symposium über makromolekulare Chemie in Prag 1957. Erscheint in einer Sonderausgabe der Collection of Czechoslovak Chemical Communications.
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Teilweiser Auszug aus der DissertationAd. Engelter (D 4) Marburg/Lahn 1957.
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Müller, F.H., Engelter, A. Meßmethode für Wärmeeffekte bei Deformationsvorgängen. Rheol Acta 1, 39–53 (1958). https://doi.org/10.1007/BF01982282
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