Zur Physiologie der Frosthärtung

Zusammenfassung

Die Ergebnisse der vorstehenden Versuche lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

• 1. In den Zellen der Epidermis und des Mesophylls verschiedener Sorten von Winterweizen lassen sich nach Alkoholfixierung sowohl mit Hämatoxylin als auch mit Toluidinblau anfärbbare Grana nachweisen. Diese Grana sind in den Zellen frostgehärteter Pflanzen stets zahlreicher als in den Zellen ungehärteter Kontrollen.

• 2. Diese anfärbbaren Grana werden durch Pepsin, Ribonuclease und Hyaluronidase nicht abgebaut, nach Einwirkung dünner Perchlorsäurelösungen sind sie aber nicht mehr darstellbar.

• 3. Das Eiweiß gehärteter Pflanzen zeigt einen deutlich höheren Kohlenhydratgehalt als das der ungehärteten Kontrollen. Das Eiweiß aus frostgehärteten Pflanzen wies eine positive Reaktion mit Phloroglucin auf, was auf die Anwesenheit von Pentosen bzw. Pentosanen schließen läßt. Glucosamin oder ein anderer Aminozucker konnte nicht nachgewiesen werden.

• 4. Eine Abhärtung der untersuchten Sorten erfolgt im allgemeinen nur bei Licht. So konnte festgestellt werden, daß sich die unter 1. genannte mit Alkohol ausfällbare Grana bildende Substanz während der Härtung nur bei Belichtung der Pflanzen bildet. Füttert man die Pflanzen mitd-Ribose, so wird ihre Kälteresistenz gegenüber den Kontrollen erhöht.

• 5. Die Plasmaviskosität frostgehärteter Pflanzen war bei Untersuchung mit der Zentrifugiermethode in allen Fällen merklich höher als die der ungehärteten Kontrollen. Die Plasmaviskosität der Kontrollen ließ sich aber durch Extrakte aus gehärteten Pflanzen erhöhen.

• 6. Die an Eiweißkomponenten gebundenen KH ergaben keine Reaktion auf Glucosamin. Daher können die KH-Eiweißsubstanzen, die hier beobachtet wurden, wohl allgemein als Glykoproteide bezeichnet werden.

Abschließend werden einige theoretische Überlegungen angestellt, und es wird versucht, die Ergebnisse mit den seitherigen Erfahrungen über die bei der Frosthärtung ablaufenden Vorgänge in Einklang zu bringen.