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Zur systematischen Beurteilung von Abieti-Fagetum und Abietetum im West- und Ostalpinen Fagion

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Zusammenfassung

1. Im Gegensatz zu der in Europa herrschenden Tendenz, die Assoziation eng zu fassen, erscheint für das alpine Unterlagenmaterial aus markanten klimatisch bedingten Höhenstufen eine weite Fassung der Assoziation zweckmäßiger. Damit entfällt der Zwang, Unterverbände zu bilden.

2. Eine Zusammenfassung der artenarmen azidophilen Einheiten in eineLuzula-Gesellschaft und der artenreichen, basiphilen in eineAsperula-Gesellschaft kann floristisch begründet werden.

3. Ausgeschiedene Charakterarten sind auf ihre lokale und territoriale Gültigkeit zu prüfen und zu kennzeichnen, da ihr Verhalten am Arealrand, im Optimum, bei wechselnder Faktorenkonstellation und unterschiedlicher Konkurrenzlage nicht einheitlich ist (vgl.Ellenberg 1954). Zunächst ist nur lokale Gültigkeit anzunehmen. Bei Wahlmöglichkeiten gebührt besonders bei systematisch randlich stehenden Gesellschaften den Baumarten wegen der größeren qualitativen Bedeutung gegenüber der Bodenvegetation der Vorrang.

4. Nach Aufbau, Ökologie und Verbreitung der erst z.T. bekannten tannenreichen Wälder, die allein in den Alpen rund 1/3 aller natürlichen Wälder umfassen und zwischen dem Fagion im engeren Sinne und dem Vaccinio-Piceion stehen, wäre ein eigener Verband Abietion in den Fagetalia denkbar.

5. Die soziologischen Verhältnisse können vorerst weder im gesamten Abieti-Fagetum, geschweige denn im Abietetum-Areal überschaut werden. Für den typischen Charakter der Gesellschaften ist das Assoziationszentrum bzw. das Optimum maßgebend. Darüber kann erst mit Sicherheit entschieden werden, wenn ein statistisch repräsentatives Unterlagenmaterial vorhanden ist. Zur vorläufigen Differenzierung wäre eine zusätzliche geographische Bezeichnung der beschriebenen Assoziation erwünscht (geographische Rasse).

6. Bei artenreichen Gesellschaften ist die bisherige systematische Untergliederung unzureichend. Über Begriffe und Rangfolge für eine Erweiterung müßte man sich vereinbaren: z.B.: Abieti-Fagetum adenostyletosum glabrae, Carex alba-Ausbildung, Sesleria-Variante, Erica-Fazies, Aposeris-Typ.

7. Von grundsätzlicher Wichtigkeit ist eine klare Scheidung zwischen einem System naturnaher Waldgesellschaften und einer Gliederung anthropogen abgewandelter sekundärer, tertiärer usw. Vegetationseinheiten. Methodisch entstehen sonst Fehler und praktische Mißverständnisse bei der forstlichen Ausdeutung. Das Piceetum montanum (Oberdorfer 1957) enthält z.B. Abies-Varianten verschiedener Subassoziationen eines anthropogen ziemlich abgewandelten Abieti-Fagetum. Das Querco-Carpinetum ist ja ein eindrucksvolles Beispiel für die Notwendigkeit einer klaren Trennung. Die nicht einfache Bestimmung des anthropogenen Einflusses beim Abieti-Fagetum und Abietetum muß sich auf kombinierte archivalische, soziologische und pollenanalytische Untersuchungen in einem eingehend durchforschten Waldgesellschaftskomplex stützen (Mayer 1961).

8. Beim weiteren induktiven Aufbau des Systems sollte man sich stets der Vorläufigkeit der Gliederung bewußt bleiben und nicht völlig befriedigende Lösungen der Zukunft überlassen.

Summary

1. In opposition to the tendency prevailing in Europe, of conceiving associations within narrow bounds, the Alpine data from well-marked altitudinal zones on a climatical basis, rather demands as more suitable a broader conception of associations. This will also dispense us from the need of creating sub-alliances.

2. Comprisal of the floristically poor acidophilous units into aLuzula community, and of the floristically rich basiphilous ones into anAsperula community, may be justified from a floristical standpoint.

3. Characteristic species stated should be tested for local and territorial validity and accordingly be marked, since their behavior near the borderline of area, at their optimum, with a changing combination of factors and differential situations of competition, will by no means be uniform (cf.Ellenberg, 1954). A priori we may only allow for local application. In the case of possible choice, especially in systematically marginal associations, tree species take priority of ground vegetation for their major qualitative importance.

4. The structure, ecological conditions and distribution of forests rich in fir, as yet but partially known, but which, taking the Alps by themselves, comprise roughly 1/3 of all natural forests and are intermediate between Fagion strictly speaking and Vaccinio-Piceion, would justify an alliance of its own, Abietion, within Fagetalia.

5. As yet, the sociological conditions cannot be looked over in the whole of the Abieti-Fagetum area, much less in that of Abietetum. Decisive for the typical character of communities is the association center, i.e. the optimum. Decision as to this will not be possible with any certitude until statistically representative data will be available. For preliminary differentiation an additional geographical denomination of the association to be described would prove desirable (geographical race).

6. In the case of floristically rich associations, the hitherto applied systematical subdivision is insufficient. Workers should come to agree upon the categories and rank-sequence to be followed for its enlargement, e.g.: Abieti-Fagetum adenostyletosum glabrae, conformation withCarex alba, variant withSesleria, facies withErica, Aposeris type.

7. Of vital importance is a clear distinction between a system of natural forest communities and a classification of anthropogenetically change, secondary, tertiary, etc., vegetational units. Otherwise, their silvicultural interpretation would involve methodological mistakes and practical misunderstandings. For instance, Piceetum montanum (Oberdorfer, 1957) comprisesAbies variants of several sub-associations of anAbieti-Fagetum rather changed anthropogenetically. Querceto-Carpinetum is indeed an impressive example of the need for clear distinction. In Abieti-Fagetum and Abietetum, the determination, not simple in itself, of anthropogenetic influence must rest on combined archival, phytosociological and palynological studies within a well-explored complex of forest communities (Mayer 1961).

8. In the course of further inductive building-up of the system we should always be conscious of the preliminary character of the classification and leave to the future such solutions as do not as yet fully satisfy.

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Unveränderter Nachdruck eines Vortrages im Internationalen Kolloquium 1962 zu Stolzenau über die Systematik der europäischen Buchenwälder. In der Zwischenzeit liegt ein Grundlagenmaterial von über 3000 Aufnahmen vor zur verfeinerten Beurteilung der angeschnittenen Fragen. Weiterentwickelte Aspekte werden in verschiedenen Veröffentlichungen näher behandelt:

a)Mayer, H.: Tannenreiche Wälder am Nordabfall der mittleren Ostalpen. Vegetationsgefälle in montanen Waldgesellschaften von den Chiemgauer und Kitzbüheler Alpen zu den nördlichen Hohen Tauern/Zillertaler Alpen. München-Basel-Wien 1963.

b)Mayer, H. unter Mitwirkung vonHofmann, A.: Tannenreiche Wälder am Südabfall der mittleren Ostalpen. Aufbau und waldbauliche Bedeutung der wichtigsten Waldgesellschaften in Südtirol und in den Tridentiner-Venetianer Alpen. Mit einem Waldvegetationsprofil durch die mittleren Ostalpen. (Im Druck 1969).

c)Mayer, H.: Die Rolle der Charakterarten bei der Beurteilung fichtenreicher Wälder der Alpen. TÜXEN-FestschriftVegetatio XIX: 220–239, 1969).

d)Zukrigl, K.: Aufbau und waldbauliche Bedeutung montaner und subalpiner Waldgesellschaften am Alpenostrand. (Manuskript).

Bei der in Bearbeitung befindlichen Gesamtbeurteilung ostalpiner Waldgesellschaften wird versucht systematisch zu einem befriedigenderen, wenn auch noch immer vorläufigen Ergebnis zu kommen, da es noch einige Zeit dauern wird, bis in diesem Gebiet die repräsentative vegetationskundliche Erfassung abgeschlossen ist.

Translated by Dr.Max Onno

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Mayer, H. Zur systematischen Beurteilung von Abieti-Fagetum und Abietetum im West- und Ostalpinen Fagion. Plant Ecol 20, 381–393 (1970). https://doi.org/10.1007/BF01960960

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