Zusammenfassung
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1.
Vagusstoff und Acetylcholin verlieren unter der Einwirkung von Blut ihre Wirkung auf das Froschherz in ganz gleicher Weise; sie sind vermutlich miteinander identisch.
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2.
Das Acetylcholin wird im Blute in seine Bestandteile gespalten. Das entstandene Cholin ist durch Reacetylierung quantitativ nachweisbar.
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3.
Die Geschwindigkeit der Acetylcholinspaltung ist im Menschenblute außerordentlich groß: nach einer Einwirkungsdauer (Begrenzung derselben durch Fällung mit Trichloressigsäure) von 24 Sekunden bei 20°, 15 Sekunden bei 40° ist das Acetylcholin fast vollständig aus den Lösungen verschwunden.
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4.
Gesamtblut, Blutschatten und gewaschene Blutkörperchen haben ungefähr gleich starke Wirkung auf Acetylcholin. Serum und mit Äther ausgeschütteltes Blut besitzen ebenfalls eine, wenn auch wesentlich geringere, zerstörende Wirkung, deren Träger die Albuminfraktion zu sein scheint. Die Globulinfraktion sowie Blutkörperchen, deren Struktur zerstört ist, scheinen keine spaltende Wirkung zu besitzen.
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5.
Der Vorgang der Acetylcholinspaltung im Blute ist als eine Oberflächenkatalyse im makro- und mikroheterogenen System aufzufassen, was daraus hervorgeht, daß Adsorptionsprozesse eine Rolle spielen, daß das Zeitgesetz nicht von der Reaktions-, sondern von der Diffusionsgeschwindigkeit, mit der der Ester an die katalysierenden Oberflächen (geformte Blutelemente und Serumalbumin) herangeht, beherrscht wird und daß endlich in manchen Fällen der logarithmische Verlauf der Zeitkurve durch das Exponentialgesetz, das der Ausdruck der stattfindenden Adsorptionsvorgänge ist, durchbrochen wird. Der Temperaturquotient des Vorganges liegt bei ca. 1,3.
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6.
Da der Vagusstoff mit Acetylcholin identisch oder ihm nahe verwandt sein dürfte, wird angenommen, daß nach seiner Abgabe in das Blut sein Schicksal mit dem des in die Blutbahn injizierten Acetylcholins identisch ist.
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Galehr, O., Plattner, F. Über das Schicksal des Acetylcholins im Blute. Pflüger, Arch. 218, 488–505 (1928). https://doi.org/10.1007/BF01954657
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