Zusammenfassung
Nur bei Reizung der intrakraniellen Wurzelfäden des Vagus hat man die sichere Gewähr, ausschließlich die bulbären Vagusfasern ohne beigemischte Fasern andern Ursprungs zu reizen. Die auf diese Weise hervorgerufene „reine“ Vaguswirkung äußert sich an den Bronchien in der Regel in einer Verengerung, bisweilen aber auch in einer Erweiterung oder einer aus Verengerung und Erweiterung in wechselnder Weise zusammengesetzten Wirkung. Die Reizung ein und derselben Bahn hat also verschiedene Wirkungen zur Folge. Zur Erklärung derselben ist die Annahme zweier anatomisch getrennter Faserarten im Vagus nicht notwendig. Sie sind vielmehr bedingt durch die wechselnde Reaktionsfähigkeit der in die bronchomotorische Bahn eingeschalteten und hauptsächlich in der Bronchialwand gelegenen Ganglien. Diese Ganglien sind als spezifische Apparate zu betrachten, die aktiv in den Ablauf der Erregung eingreifen können. Bei guter Reaktionsfähigkeit leiten sie die einströmende Erregung als kräftige Tonussteigerung fort und nur seltener als Tonussenkung. Bei geringer Reaktionsfähigkeit hat der gleiche Reiz nur eine schwache, meist aus Tonussteigerung und Tonussenkung zusammengesetzte Wirkung zur Folge. Geht die Reaktionsfähigkeit der Ganglienzelle verloren, so ist die nervöse Leitung zu den Bronchialmuskeln unterbrochen. Die wahren motorischen Zentren der bronchomotorischen Bahn liegen also in der Peripherie.
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Braeucker, W., Kümmell, H. Über die „reine“ Vaguswirkung an den Bronchien. Pflüger, Arch. 218, 301–309 (1928). https://doi.org/10.1007/BF01954641
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