Skip to main content
Log in

Über Wahrnehmung und Vorstellung von Entfernungsunterschieden

Mit Bemerkungen über Theorie der Parallaxe im aufrechten und umgekehrten Bilde, und über stereoskopische Scheinbewegungen

  • Published:
Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die vorstehenden Ausführungen haben, um es kurz zusammenzufassen, den Zweck, die prinzipielle Eigenart der binokularen Wahrnehmung von Entfernungsunterschieden gegenüber der durch monokulare Betrachtung zu gewinnenden Vorstellung solcher zu betonen. Die erstere ist ein einfacher, eindeutiger, zentripetaler sinnesvorgang, die letztere dagegen das Endglied einer aus gewissen Voraussetzungen und Bedingungen bestehenden, zum grössten Teil automatisch ablaufenden Kette von sensorischen und motorischen Gliedern. Während die binokulare Wahrnehmung von Entfernungsunterschieden völlig voraussetzungslos ist, gehört zu der auf monokularem Wege zu erreichenden Vorstellung eine Voraussetzung, z. B. dass sich die Aussendinge in Ruhelage befinden, und zweitens eine Bedingung, z. B. ein willkürlicher oder bewusster Standpunktswechsel des Beobachters. Nur dann ist die Vorstellung eindeutig.

Das Erkennen von Niveaudifferenzen im Augenhintergrund mit Hilfe der parallaktischen Verschiebung im aufrechten und umgekehrten Bilde gehört ins Bereich solcher Vorstellungen; „monokulares körperliches Sehen” im Stroboskop ist zu den Illusionen zu rechnen, denn man kann sich einen stroboskopisch bewegten Kegel ebenso gut erhaben wie vertieft vorstellen.

Die bei der Betrachtung von Stereoskopbildern unter gewissen Bedingungen auftretenden Scheinbewegungen haben verschiedene Bedeutung, je nachdem sie durch willkürlichen Standpunktswechsel des Beobachters, oder durch Drehen des Bildes (resp. der Bilder) hervorgerufen werden. Im ersten Falle sind sie der Hauptsache nach psychisch bedingt, sind am auffälligsten in der Medianebene und treten auch ohen Änderung der Abbildungsverhältnisse auf, wie geeignete Versuche beweisen. Im zweiten Falle haben sie wesentlich andern Charakter, fehlen in der Medianebene, liegen vielmehr in der Frontalebene und sind — jedenfalls zum Teil — geometrisch konstruierbar.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Literatur

  1. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. S. Bd. XXXVI. S. 432.

  2. v. Graefe's Arch. f. Ophthalm. Bd. LVIII. S. 202 und LIX. S. 581.

  3. v. Graefe's Arch. f. Ophthalm. Bd. LIX. S. 460.

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Heine, L. Über Wahrnehmung und Vorstellung von Entfernungsunterschieden. Graefes Arhiv für Ophthalmologie 61, 484–498 (1905). https://doi.org/10.1007/BF01945752

Download citation

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF01945752

Navigation