Zusammenfassung
In früheren physiologischen und genetischen Untersuchungen wurde die Musterbildung verschiedener Petunienrassen in ihrer Abhängigkeit von äußeren und genetischen Faktoren festgestellt. Durch die vorliegenden Ergebnisse werden die früheren Arbeiten durch chemische und neue entwicklungsphysiologisch-genetische Untersuchungen fortgeführt und mit den physiologischen Bedingungen für Anthozyanbildung in Zusammenhang gebracht.
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1.
In den weißen Arealen gescheckter Petunienblüten lassen sich keine Vorstufen der Anthozyane nachweisen.
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2.
Operationsversuche und solche mit lokaler Lichtreizung während des sensiblen Knospenstadiums zeigen aufs neue, daß die Zellen bereits in sehr frühen Blütenstadien determiniert sind und keinerlei Wanderung von Stoffen für die Ausbildung des Farbmusters verantwortlich zu machen ist.
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3.
Für das Anthozyan der Petunien läßt sich als Vorstufe Flavonol nachweisen, doch steht seine Bildung in keinem Zusammenhang mit der sensiblen Periode. Flavonole finden sich zum ersten Male bei einer Blütenblattlänge von 4,5 mm. Ihre Menge nimmt im Laufe der Blütenentwicklung stark zu, bis sie durch ihre Umwandlung in Anthozyan bei Blütenblattlängen von 20–30 mm wieder verschwindet.
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4.
In den Blüten grün-weiß scheckender Petunien läßt sich als Grundfarbstoff Flavon nachweisen, nebenher kann Flavonol je nach Rasse und Außenbedingungen gebildet werden.
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5.
Ein einziges Genpaar, es wurde Nn genannt, ist dafür verantwortlich zu machen, daß flavonartíge Vorstufen bei den blaublühenden Rassen zu Anthozyan umgewandelt werden können, daß dies dagegen bei den grünlich blühenden Linien nicht möglich ist.
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6.
Anthozyanbildung aus Pseudobase konnte unabhängig von der Musterbildung in den Antheren und Adern bestimmter Linien nachgewiesen werden.
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Mit 8 Textabbildungen (13 Einzelbildern).
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Störmer, I., v. Witsch, H. Chemische und entwicklungsphysiologisch-genetische Untersuchungen über das Blütenfarbmuster der Gartenpetunie. Planta 27, 1–29 (1937). https://doi.org/10.1007/BF01939373
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