Literatur
S. den Vortrag von P. Grawitz auf dem Chirurgencongress 1892: „Ueber die Gewebsveränderungen bei der Entzündung und ihre biologische Bedeutung.” Siehe S. Stricker, Lehrb. d. Pathol. 1883, welches S. 830 die Umwandlung von Protoplasma der Zellen und Fasern an der Froscheornea beschreibt, und darans das gleiche Princip herleitet, welches P. Grawitz aus seinen Beobachtungen gewonnen hat.
In seiner Arbeit „Histiologische Studien über die Kiemen der acephalen Mollusken” (Archiv f. mikroskop. Anatom. Bd. XIV.) findet sich von C. Posner die damals schwebende Streifrage über das Gallertgewebe behandelt, bei welcher Posner sich am meisten dem Standpunkt von Max Schultze auschliesst, dessen Anschaunung Posner in die folgenden Sätze fasst: „das Zellprotoplasma ist das allein lebende im Gewebe, die Intercellularsubstanz, ihr Produkt und Derivat, ist für sich allein todt, physiologischer Acte unfähig und wird, solange die Zelle lebt, von ihr beherrscht”. Unzweifelhaft am meisten nähert sich den von uns vertretenen Anschauungen über das Leben und die Rückbildungsfähigkeit der Grundsubstanz Sigum. Mayer (Arch. f. Psychiatrie 1875), welche aus Fasern nicht nur wieder Fasern, sondern auch Zellen und freie Kerne hervorgehen lässt. Ueber die Entstehung def Gefässe und die Abhängigkeit der Zellen von der Grundsubstanz, sowie deren chemische Beschaffenheit finden sich bei Posner eingehende Erörterungen, auf welche wir im engen Rahmen dieser Arbeit nur hinweisen wollen, da unsere Auffassung mit keiner der früheren sich gänzlich deckt.
Bekanntlich trifft man im Schwanz der Larven von Rana temporaria, sowie im Granulationsgewebe oder bei der Organisation von Thromben gleiche Bilder an, denen man erst später ansehen kann, ob die zarten Röhren dem Blut. oder Lymphgefässsystem angchören.
v. Recklinghausen erklärt sich die Bildung der schleimigen Substanz in den Gallerkrebsen so, dass „bei fortschreitendem Wachsthum die epithelialen Stränge und Zapfen das Bindegewebe, in welches sie eingesetzt sind, immer mehr eingezwängt wird, schliesslich seine Faserung verliert, durchscheinend und weich, zuletzt sogar flüssig wird und bei dieser Metamorphose die Struktur des richtigen Schleimgewebes annimmt. Die Umwandlung des Bindegewebes wird wohl durch die Veränderung seines Saftstromes veranlasst, welche hauptsächlich eine Folge der Compression seitens der epithelialen Massen ist, aber die evidenten Merkmale einer schleimigen Metamorphose besitzt”. Dieser Darstellung wage ich nicht zu widersprechen, da sicherlich mehrere Vorgänge ganz verschiedener Art zur Bildung gallertiger Substanzen in Krebsen führen können, von denen die directe schleimige Metamorphose der Muscularis nur ein Beispiel liefert.
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Hierzu Taf. XVI–XVII.
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Kickhefel, G. Zur Histologie und zur systematischen Stellung der schleimigen oder gallertigen Gewebe des Menschen. Archiv f. pathol. Anat. 129, 450–512 (1892). https://doi.org/10.1007/BF01938308
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