Zusammenfassung
In funktioneller Anpassung an Ernährung durch Kernfrüchte haben sich drei ungleich ausgeprägte Typen im Verdauungssystem der Fruchttauben herausgebildet:
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A.
Ducula-Typ: Der Magen ist charakterisiert durch relativ schwache Muskulatur und regelmäßige Anordnung von 22 (bis 23) mehr oder weniger spitzer Hornkegel, die parallelgerichteten, dicken Längswulsten aufsitzen können und die Funktion haben, das Fruchtfleisch vom Fruchtkern abzulösen (Abb. 1). Der Darm ist sehr kurz, großkalibrig und gestaucht, d. h. seine Ringmuskulatur faltet sich vom Pylorus bis zur Kloake in Ringwülsten auf, die die Wirkung der Peristaltik des Darmes in hohem Grad verstärken (Abb. 6 und 8). Die durch Verkürzung des Darmes erfolgte Verkleinerung der resorbierenden Oberfläche wird direkt durch verstärkte Bezottung, indirekt durch vergrößertes Lumen und Ringwulstbildung des Darmes ausgeglichen. Es existieren Abweichungen (Abb. 2).
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B.
Ptilinopus-Typ: Der Magen weist eine Höckerbildung auf, die der gleichen Funktion dient wie die Hornkegel der Duculinae (Abb. 3). Darm kurz und weit, verstärkte Zottenbildung, keine Ringwülste (Abb. 7). Der Typ ist vollkommen einheitlich ausgeprägt.
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C.
Treron-Typ: Das Verdauungssystem ähnelt außerordentlich dem der Haustaube, also muskelstarker Magen ohne Höckerbildungen und langer dünner, vielgewundener Darm. Erste Andeutungen von Anpassungen (Abb. 4).
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Cadow, G. Magen und Darm der Fruchttauben. J. Ornithol 81, 236–252 (1933). https://doi.org/10.1007/BF01932170
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