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Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

III. Mitteilung. Über den Vorgang der physiologischen Kammerwasserabsonderung und seine pharmakologische Beeinflussung

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Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie Aims and scope Submit manuscript

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Literatur

  1. Vgl. dazu R. Gottlieb, Theorie und Erfahrung als Grundlage der Arzneibehandlung. Akademische Rede. Heidelberg 1913. „Die ungeheure Mannigfaltigkeit in den Wirkungsbildern, die dadurch entsteht, daß die einzelnen Substanzen immer nur auswählend diese oder jene funktionierenden Gebilde aus allen Zellen des Organismus herausgreifen, kann auch zu einem Hilfsmittel der Physiologie werden, die zusammengehörigen Zellengruppen herauszufinden, denen der gleiche chemische Auflbau zukommt. Die pharmakologischen Reaktionen beweisen durch ihre Verschiedenartigkeit die Verschiedenheit der chemischen Zusammensetzung, und die Gleichartigkeit der pharmakologischen Reaktion beweist anderseits eine chemische ähnlichkeit in der Struktur der Angriffspunkte, denn daß ein pharmakologisches Agens derart gerade nur mit bestimmten Körperzellen in Reaktion tritt und nicht mit anderen, muß auf der chemischen Eigenart des Aufbaues und der Affinitäten der einzelnen Angriffspunkte beruhen.“.

  2. Vgl. dazu Pawlow in Nagels Handbuch der Physiologie 2, 670. „Bei Erregung der Nerven wird um so mehr Speichel sezerniert, je bedeutender der Reiz ist.“ „Durch die Schwankungen der Stärke und Dauer des Reizes wird nicht nur die quantität des ausgeschiedenen Speichels, sondern auch dessen Bestand in bezug auf den Gehalt an Salzen sowie an organischen Stoffen bedingt.“ „Der Prozentgehalt an Salzen im Speichel steigt und fällt genau in übereinstimmung mit der Sekretionsgeschwindigkeit (d. h. der Menge des in einer Zeiteinheit sezernierten Speichels). Diese Geschwindigkeit aber hängt ihrerseits hauptsächlich von der Reizstärke ab (Heidenhain, Langley u. a.).“ „Erregt man die ruhende Drüse, so wächst bei jeder Zunahme der Drüsensekretion durch Verstärkung des Reizes zugleich der Prozentgehalt an organischen Stoffen im Speichel.“

  3. Vgl. dazu Pawlow in Nagels Handbuch der Physiologie2, 670. „Bei Erregung der Nerven wird um so mehr Speichel sezerniert, je bedeutender der Reiz ist.“ „Durch die Schwankungen der Stärke und Dauer de Reizes wird nicht nur die Quantität des ausgeschiedenen Speichels, sondern auch dessen Bestand in bezug auf den Gehalt an Salzen sowie an organischen Stoffen bedingt.“ „Der Prozentgehalt an Salzen im Speichel steigt und fällt genau in übereinstimmung mit der Sekretionsgeschwindigkeit (d. h. der Menge des in einer Zeiteinheit sezernierten Speichels). Diese Geschwindigkeit aber hängt ihrerseits hauptsächlich von der Reizstärke ab (Heidenhain, Langley u. a.).“ „Erregt man die ruhende Drüse, so wächst bei jeder Zunahme der Drüsensekretion durch Verstärkung des Reizes zugleich der Prozentgehalt an organischen Stoffen im Speichel.l Bei Erregung des Nerv. sympathicus fand sich ein Prozentgehalt an organischen Stoffen im Speichel von 5,92%, bei Erregung der Chorda betrug derselbe nur 0,82–2,02%, d. h. bis zu 7 mal weniger. ähnliche Verhältnisse in der Zusammensetzung der Drüsensekrete auf verschiedene Reize fanden sich nach Pawlow auch bei anderen Drüsen, z. B. beim Magen. So hatte das Sekret der Magendrüsen bei Milcheinführung (der sog. „Milchsaft“) beim Aufkochen einen Niederschlag von 0,008%, während der „Brotsaft“ einen solchen von 0,163% aufwies, d. h. also einen 20 mal größeren. Sehr augenfällig ist, wie ich fand, die qualitätsänderung infolge Pilocarpinreizes bei der Tränenflüssigkeit des Kaninchens. So stellte ich wiederholt fest, daß die nach intravenöser Pilocarpininjektion (1 ccm Pilocarpin 2%) aus der Lidspalte förmlich herausschießende Tränenflüssigkeit nicht wie normalerweise farblos ist, sondern eine milchweiße Färbung zeigt.

  4. v. Graefes Archiv f. Ophth.95, 8.

  5. v. Graefes Archiv f. Ophth.50, 142, desgl. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.37, 303. Wessely stellte weiter an fluoresceinvorbehandelten Tieren nach Eintropfen von Eserin und Pilocarpin einen deutlichen abnormen Farbstoffdurchtritt durch die Pupille nach der Vorderkammer fest. Ich habe diese Beobachtung ebenfalls wiederholt gemacht, wobei sich die Nernstlampenbeleuchtung besonders geeignet erwies.

  6. v. Graefes Archiv f. Ophth.95, 49.

  7. Vgl. dazu Leber, Die Zirkulations- und Ernährungsverhältnisse des Auges. Handb. v. Graefe-Saemisch 2. Aufl., S. 201. Desgl. Knape, Skandinav. Arch. f. Physiol.24, 310.

  8. X. internat. Ophth.-Kongreß Luzern 1904.

  9. Muscarin verwandte ich in 1 proz. Lösung, die etwa in 1/2 stündigen Zwischenräumen im ganzen 4 mal eingetropft wurde; einige Male legte ich auch kleine Kryställchen des Giftes direkt in den Bindehautsack. Pilocarpin wurde meist in 2 proz. Lösung (manchmal auch 4 proz.) eingetropft, und zwar gewöhnlich im ganzen 3 mal im Laufe einer Stunde. Eserin tropfte ich in 1 proz. Lösung gewöhnlich 2 mal im Laufe einer Stunde ein. Die Kammerpunktion erfolgte gewöhnlich 3/4–I Stunde nach Beginn der ersten lokalen oder intravenösen Giftanwendung.

  10. Die lokale Atropinisierung des einen Auges erfolgte mit 1 proz. Atropin. sulfur.-Lösung, die 3 mal in etwa 1/2 stündigen Zwischenräumen vor Beginn der betreffenden Muscarin-, Pilocarpin- oder Eserinanwendung eingetropft wurde. Da sich einige Male auch eine Mydriasis am anderen nicht mit Atropin behandelten Auge zeigte (was ich auf eine Allgemeinwirkung des Atropins bezog), ging ich später so vor, daß ich zunächst die Wirkung von Muscarin, Eserin oder Pilocarpin auf die Zusammensetzung des Kammerwassers des einen Auges prüfte und erst danach das andere Auge atropinisierte, teils mit, teils ohne intravenöse Atropininjektion, um sodann die betreffende Giftwirkung von Muscarin, Eserin und Pilocarpin auf dieses festzustellen. Die allgemeine Atropinisierung erfolgte 1 Stunde vorher durch intravenöse Injektion von 0,3–0,5 ccm 1 proz. Atropinlösung (bei einem Gewicht des Tieres von 2500 g).

  11. So fand ich nach lokaler Giftwirkung nach etwa I Stunde meist einen Brechungsindex vonn=1,3358–1,3360 (was einem Eiweißgehalte von 0,08–0,2% entspricht), während am atropinisierten Auge Werte vonn=1,3352–1,3356 sich ergaben, d. h. ein normaler oder nur wenig gesteigerter Eiweißgehalt (0,02–0,05%).

  12. Bei 2500 g schweren Kaninchen injizierte ich 1/2–1 ccm einer 2 proz. Pilocarpinlösung intravenös und dieselbe Menge von der 1/10 proz. Eserinlösung, um nach etwa 3/4–1 Stunde das Kammerwasser zu untersuchen. Daß Wessely bei intravenöser Pilocarpininjektion keine Eiweißvermehrung fand (Ergebnisse d. Physiologie4, 1, 2 S. 653), hängt wohl mit einem Zufall, vielleicht auch mit der Dosierung zusammen.

  13. Eiweißgehalt und Brechungsindex bewegten sich nach intravenöser Giftinjektion ungefähr in denselben Grenzen wie bei lokaler Anwendung. Sehr anschaulich erscheint mir der von mir wiederholt vorgenommene Versuch, einem (nach Ehrlich) mit Fluorescein vorbehandelten Tiere Pilocarpin intravenös zu injizieren. Man sieht dann gleichzeitig mit der danach auftretenden profusen Speichel- und Tränensekretion (bei geeigneter Beleuchtung des Auges am besten mit der Nernstlampe) grüne Farbstoffwölkchen aus der Pupille des unberührten Auges in die Vorderkammer übertreten, als Zeichen einer abnorm gesteigerten sekretorischen Ciliarkörpertätigkeit, woraus die Zusammengehörigkeit aller dieser sekretorischen Vorgänge und somit auch die grundsätzliche Zusammengehörigkeit der absondernden Organe (Speichel-Tränendrüse, ciliarkörper) augenfällig hervorgeht. Übrigens fand ich nach intravenöser Pilocarpininjektion auch eine vermehrte sekretorische Tätigkeit der Milchdrüsen bei Kaninchen, was von anderen (vgl. Meyer-Gottlieb, Experimentelle Pharmakologie, 3. Aufl., S. 359) vermißt wurde.

  14. Die Abbildungen S. 373, gemalt von Dr. Schlaefke, Assistenzarzt der Heidelberger Augenklinik, veranschaulichen den durch die Trepanationsöffnung in den Bindehautsack übertretenden Kammerwasserstrom, wie er sich 5 Sekunden nach Auftropfen einer 2 proz. Fluoresceinlösung auf die Trepanationsöffnung darstellte. (Auf Abb. 3 erkennt man außerdem die anämisierende Wirkung von Eserin, auf Abb. 4 die hyperämisierende Wirkung von Atropin auf die Bindehautgefäße.)

  15. In der auch am normalen Auge durch Eserin (und Pilocarpin) festgestellten Druckerhöhung (Höltzke, Graser, Stocker, Wessely, Golowin) und der nach Atropin zunächst beobachteten Druckverminderung (Leber, Pflüger, Stocker, Golowin) erblicke ich den Ausdruck der sekretionssteigernden bzw. sekretionshemmenden Wirkung dieser Gifte (worauf ich später nochmals in Zusammenhang mit Beobachtungen am glaukomatösen Auge zurückkommen werde).

  16. Vgl. Meyer und Gottlieb, Experimentelle Pharmakologie, 3. Aufl., S. 138.

  17. Ich möchte den von mir am atropinisierten Auge wiederholt festgestellten, etwas geringeren Brechungsindex des regenerierten Kammerwassers nach Punktionen (2–4 Einheiten der 4. Stelle) und den somit etwas geringeren Eiweißgehalt (Differenz 0,1–0,2%) im Hinblick auf den gesamten sehr hohen Eiweißgehalt des nach Kammerpunktionen regenerierten Kammerwassers (3–4%) nicht mit Sicherheit auf eine Atropinwirkung beziehen, da bei Kammerpunktionen auch gelegentlich kleine Blutungen auftreten, die den Brechungsindex in dem gefundenen Ausmaße beeinflussen können, so daß mir die Differenz innerhalb der unvermeidlichen Fehlergrenzen zu liegen scheint. Dagegen hat Adamük nach Kammerpunktion eine Quantitätsverringerung des regenerierten Kammerwassers festgestellt. Adamük (Annales d'oculistiques63, 108. 1870) ließ bei Katzen durch einen in die Vorderkammer eingelegten Troikart das Kammerwasser abtropfen und beobachtete dabei nach Atropinisierung des Auges eine geringe Verlangsamung des Tropfenfalles gegenüber dem nicht unter Atropinwirkung stehenden Auge im Verhältnis 5 : 3 (in der Minute). Wenn auch natürlich diese von Adamük nach Herabsetzung des Augendruckes bei aufgehobener Vorderkammer am regenerierten Kammerwasser erhaltenen Ergebnisse nicht ohne weiteres auf die physiologische Kammerwasserabsonderung am intakten Auge übertragen werden dürfen und somit keine zwingenden Schlüsse erlauben auf die unter physiologischen Verhältnissendoch wesentlich anderen Absonderungsbedingungen, so stimmen sie doch immerhin mit den Ergebnissen meiner unter fast vollkommen physiologischen Verhältnissen angestellten Versuche gut überein. Das ist besonders deshalb zu betonen, weil Leber unter Hinweis auf Versuche von Grönholm (v. Graefes Arch. f. Ophth.49, 620), der mit dem Filtrationsmanometer (am enucleierten Auge) durch Eserin eine Herabsetzung der Absonderungsgeschwindigkeit (sowie eine verminderte Blutfülle der intraokularen Gefäße) gefunden haben wollte, mit Bezug auf die Befunde von Adamük bemerkt, daß diese Frage einer weiteren Untersuchung bedürfe, da man (nach Grönholm) durch das dem Eserin gegenüber antagonistisch wirkende Atropin eher eine Zunahme der Absonderung erwarten könnte, was aber, wie berichtet, nach meinen zahlreichen Versuchen nicht der Fall ist, da durch Atropin stets eine deutliche Verminderung und durch Eserin dagegen deutliche Verstärkung der intraokularen Sekretion von mir festgestellt wurde. (Vgl. Th. Leber, Zirkulations- und Ernährungsverhältnisse des Auges. 2. Aufl. im Handb. v. Graefe-Saemisch, S. 240, desgl. Wessely, Ergebnisse der Physiologie von Asher und Spiro IV, 1. 2, S. 653.)

  18. Nach lokaler Muscarinanwendung tritt bekanntlich, wie bei Philocarpin und Eserin, eine beträchtliche Pupillenverengerung ein; die durch intravenöse Philocarpininjektion hervorgerufene Pupillenverengerung fand ich weniger ausgiebig als die bei lokaler Anwendung auftretende (trotz gleichen Eiweißgehaltes des Kammerwassers). Am atropinisierten Auge vermag, wie bekannt, Eserin die Pupille zu verengern, Pilocarpin dagegen nicht.

  19. Vgl. Schmorl, Die patholog.-histolog. Untersuchungsmethoden, 8. Aufl., S. 160. 1918.

  20. Zentralbl. f. prakt. Augenheilk.37, 303.

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Seidel, E. Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung. Graefes Arhiv für Ophthalmologie 102, 366–382 (1920). https://doi.org/10.1007/BF01930599

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