Über die Wirkungsweise des β-Imidazolyläthylamins (Histamin)

Zusammenfassung

• 1. Histamin hemmt bei künstlicher Durchströmung der überlebenden Kaninchenleber die Verstärkung der Zuckerbildung durch Adrenalin nicht.

• 2. Histamin erhöht in mäßigem Grade die Zuckerproduktion der überlebenden Froschleber; die glykogenmobilisierende Wirkung des Adrenalins auf die Froschleber wird durch Histamin nicht herabgesetzt, sondern meist sogar noch verstärkt.

• 3. Histamin wirkt zwar in hohem Grade erweiternd auf die Kapillaren — bei lokaler Anwendung wie bei subkutaner Injektion —, doch muß es noch offen gelassen werden, ob es sich hier um eine typische Kapillargiftwirkung handelt, oder ob nicht vielmehr die Erweiterung der zuführenden arteriellen Bahn eine passive Dehnung der Kapillarschlinge zur Folge hat. Die letztere Möglichkeit hat die bedeutend größere Wahrscheinlichkeit für sich.

• 4. Die Wirkung des Histamins steht fast stets in direktem Gegensatze zu derjenigen des Adrenalins, sowohl in bezug auf dessen sympathisch fördernde, wie auch auf dessen sympathisch hemmende Wirkung (z. B. Magen, Darm, Blase, virgineller Uterus, Bronchien).

• 5. Es läßt sich durch monatelang fortgesetzte chronische Histamindarreichung keine Blutgiftanämie, insbesondere keine perniziöse Anämie beim Meerschweinchen hervorrufen.

• 6. Bei in kurzen Intervallen wiederholter Injektion großer Dosen Histamin vertragen Kaninchen bedeutend mehr davon als bei einmaliger Injektion. Die Herzaktion bleibt trotz stärkster Dyspnoe regelmäßig.

• 7. Abgesehen von der Erzeugung eines wahrscheinlich durch Herabsetzung der Erregbarkeit der sympathischen Nervenendigungen entstehenden parasympathischen Symptomenbildes durch Histamin haben sich keine Störungen als Folge akuter oder chronischer parenteraler Vermehrung desselben nachweisen lassen.