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Bemerkungen zur Biologie der Gänse

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Literatur

  1. Beitr. zur Biologie der Anatiden, Verhandl. d. V. Internat. Ornithologenkongresses Berlin 1911; Beobacht. bei einem Einbürgerungsversuch mit d. Brautente, J. f. O. 1910 S. 101. Letzteres separat: Die Brautente, Neudamm 1910; Die Vögel Mitteleuropas, Berlin 1928, Bd. III.

  2. Gadow (Bronns Klassen u. Ordn. d. Tierreichs) legt auf diese besonderen Wert, indem er die Anatiden als entsprechend den nahe verwandten altertümlichen Palamedeiden ursprünglich durchaus herbivoren Vogelstamm auffaßt, wonach also die Gänse als seine ursprünglichsten Vertreter dastehen würden; wozu die merkwürdige Uebereinstimmung in Gesamtfärbung, Stimme und anderen biologischen Momenten gerade zwischen ihnen und jenen ja vortrefflich paßt, weniger aber die Tatsache, daß auch die Feldgänse in früher Jugend viel mehr, bisweilen anscheinend sogar überwiegend animalische Nahrung aufnehmen.Fürbringer neigt denn auch dazu, entsprechend der — freilich stets unzuverlässigen — geologischen Reihenfolge vielmehr die Enten und Säger an den Anfang zu stellen. Man sieht, bis zum „Stammbaume“ langts hier noch nicht recht; und der extrem darwinistische, mechanische und ziemlich unfruchtbare SchematismusEimers (Nova Acta der Kaiserl.-Leopold.-Carol. Akademie der Naturforscher Bd. 77 S. 1–110) möchte hier wie anderwärts wohl auch nicht entscheiden.

  3. Junge führend lernt ja sogar der Höckerschwan nicht nur Sichverbergen, sondern auch dauerndes Sichverborgenhalten im Pflanzenwuchs, wie ich mich an einer besonders stark beunruhigten Stelle neuerdings habe überzeugen müssen. Hier verließ schließlich der alte Vogel wenigstens am Tage das deckende Schilf überhaupt nicht mehr, so daß seine Anwesenheit wochenlang nicht festzustellen war, und drückte sich auch vor dem Boote anhaltend in diesem fast nach Art der Jungen, nur bei unmittelbarer Annäherung so viel weiterrückend, um wieder völlig gedeckt zu sein. — Bei dieser Gelegenheit sei zugleich ein zweiter Irrtum richtiggestellt, der sich freilich nur indirekt auf Anatiden bezieht. J. f. O. 1926 S. 467 hatte ich das schwache pfeifende „witt“ des wilden Höckerschwans mit dem Paarungsrufe der Wasserralle nachNaumanns Beschreibung verglichen. Es ist mir seitdem immer wahrscheinlicher geworden, daß dieser Laut in der Hauptsache vielmehr dem Tüpfelsumpfhuhne zukommt, wie dies m. W. zuerstTischler (Orn. Monatsschr. 1919 S. 100 ff.) behauptet hat.

  4. In Ostpreußen habe ich wenigstens in früheren Jahrzehnten nicht gerade selten Hausgänse mit schwarzem Schnabelnagel gefunden; einmal bestand sogar die ganze nicht unbeträchtliche Zucht eines Hofes aus solchen. Stets waren es Vögel von Wild- mit Ausnahme eines solchen von Blauschimmelfarbe. Daß dies die Folge einer Saatgansblutmischung sein kann, zeigt die MitteilungBechsteins N. N. IX. S. 352; daß es hier durchweg so gewesen, ist natürllch änßerst unwahrscheinlich. Es ist mir nicht bekannt, ob auch die wildleberde Graugans schon solche Rückschläge geliefert hat; bei der Bläßgans scheint es ja der Fall zu sein.

  5. Daß hierbei jeder Vogel den Flugwind seines Vordermanns zur Flugerleichterung ausnutzen will, liegt zu nahe als daß es leichthin bestritten werden könnte; finden und benutzen Vögel doch auch ganz leicht — und zwar meist nur zu Spielflügen — die ihren Zwecken günstige Luftströmung an Waldrändern, Abhängen, Turmspitzen, angeblich sogar Schiffsegeln. Woher denn einerseits schon kleinere und daher leichter fliegende Gänsearten und Enten erheblich seltener, andrerseits aber Vögel, für die infolge zu kleiner Flügelfläche dieser Vorteil zu gering ausfallen würde, nie so fliegen, trotz event. großer Geselligkeit und großer Gefahr des Zusammenprallens. Vielleicht gehört auch eine gewisse „Intelligenz“ dazu, diesen Vorteil zu merken und zu suchen, die dem Großtrappen möglicherweise noch abgeht. Querreihenordnung (Vög. Mitt. III S. 162) scheint doch nur selten und auch dann nur sehr bedingt und wechselnd vorzukommen.

  6. F. Tischler hat sogar eine solche von über 100 bemerkt (Vögel d. Provinz Ostpreußen S. 91).

  7. Nach F. Baron v.Droste-Hülshoff (Die Vogelwelt der Insel Borkum, Münster 1869, S. 266) geht die Bläßgans an der Nordsee mehr auf die bloßgelegten Watten mit ihren Seegrasrasen und weniger auf die Felder als die Saatgans.

  8. Unsere Graugans erscheint freilich am Brutplatze, vollends mit Jungen in dichtbevölkerter Gegend nahezu als Nachttier, ist dies darum aber ebensowenig wie etwa unser gesamtes Schalenwild. Auch auf der Zugraststation scheinen in unruhigen Küstengegenden alle Arten es ähnlich zu machen; in Ostpreußen habe ich Entsprechendes nie bemerkt, sondern Gänse in der Regel nur bei Nacht rege gefunden, wenn wirkliches Ziehen anzunehmen war. Vgl. auch die genauen Angaben beiTischler a. a. O. S. 89.

  9. Ganz fehlt sie wenigstens bei der Ringelgans nicht, wie schonle Roi (a. a. O. S. 216) festgestellt hat.

  10. Der Unkundige sei gewarnt vor dem Unterfangen, diese Züge etwa auf den Abbildungen im „neuen Naumann“ auffinden zu wollen. Die oberflächliche Behandlung der Gänse durchKeulemans dort hat gerade bei den drei abgebildeten Höhlengansarten den Gipfel erreicht. Auch dieKleinschmidtsche Figur der Brandgans inFlörickes Schwimmvogelbuch ist merkwürdig mißlungen (die Flügel spitzen fand ich bei jungen Herbstvögeln sogar das Schwanzende überragend; doch gibt auchNaumann an, daß sie es gewöhnlich nicht ganz erreichten, ein Unterschied, der sich vielleicht auch bei dieser Art auf die von ihm bei der „Ackergans“ angegebene Weise erklärt (N. N. IX S. 344)). Selbst die reichhaltigen und z. T. sehr schönen Photographieen in den „Vögeln Mitteleuropas“ tragen hier teilweise wenigstens für mein persönliches Empfinden einen fremden Zug, den ich im Leben nicht finden kann.

  11. Hier hatA. Brehm wenigstens hinsichtlich der Rostgans das Richtige gesehen, während VaterNaumanns bewährter Scharfblick trotz reichlicher Beobachtung der Brandgans am Brutplatze in geradezu merkwürdiger Weise versagt hat. Für die Gänsenatur dieses Stammes erklärt sich im Grunde auchHeinroth, wenn erChloephaga als seine Vertreter auffaßt (Vögel Mitt. III S. 179), ein freilich auch abgesehen von dem Dasein vonChenalopex jubatus (und eventuellCyanochen) nicht ganz leicht vollziehbarer Gedanke.

  12. Sogar lebhaftes „Sichkrankstellen“ des Junge führenden Männchens ist bei der Brandgans beobachtet worden (H. Culemann in J. f. O. 1928 S. 637).

  13. Hartert in den „Vögel d. pal. Fauna“ ist noch ungewiß.Heinroth (Vög. Mitt. III S. 184) spricht vom Pracht- und Sommerkleide des Männchens der Rostgans (die sich bekanntlich lediglich durch das Zurücktreten des schmalen schwarzen Halsbandes unterscheiden), geht aber weder hier noch beiTadorna auf die Mauserverhältnisse ein.

  14. Neuerdings berichtetO. Leege (Orn. Monatsschr. 1904 S. 113) von teilweiser Ueberwinterung an der ostfriesischen Küste, von der F. Baron v.Droste-Hülshoff (a. a. O.) noch nichts zu wissen scheint, währendGätke (Vog. Helgoland 2. Aufl. S. 571) für Helgoland einige wenige Fälle von winterlichem Vorkommen verzeichnet. — In Ostpreußen zeigen sich die wenigen Durchzugsvögel-im August und September, nur selten noch im Oktober.

  15. Wenigstens vom Männchen nach v.Droste-Hülshoff (a. a. O. S. 276) auch bereits als Erregungsbewegung bei Gefahr geübt.

  16. Unter diesen Umständen wäre den Bastarden von Brand- und Nilgans, von denenHeinroth Beitr. S. 660 berichtet, der Ausgleich der „Ethologie“ ihrer Eltern wohl nicht schwer geworden. Bastarde zeigen aber nicht selten primitivere Züge als beide Eltern; in diesem Betracht ist es von Interesse, daß die erwähnten zur Paarungseinleitung nicht die Vor- und Rückwärtsbewegung des Kopfes, sondern das Eintauchen der Köpfe und Hälse brachten, wie es die Rostgans mit dem Gros der Anatiden gemein hat, die Brandgans aber nur selten und die Nilgans garnicht übt.

  17. WennHeinroth noch Vögel Mitteleur. III S. 185 nachdrücklich dafür eintrat, daß das Brandgansmännchen auf die pfeifenden Stimmlaute beschränkt sei — gerade hier nicht ohne einen kleinen Seitenblick auf sogenannte Feldbeobachter, die die günstige Gelegenheit des Zoologischen Gartens, in dem man sich meist in wenigen Stunden über dergleichen unterrichten könne, verschm:ahend Zeit und Mühe daran verschwenden, im Freien an scheuen Tieren Dinge feststellen zu wollen, die man da eben nicht sehen könne, so hat — neben anderen Berichten — nunmehr er selbst im Freien tiefe, wenn auch mit denen des Weibchens nicht ganz übereinstimmende Laute („ta ta ta ta“) von ihm gehört (J. f. O. 1928 S. 432). Auch unter den Männchen der Schwimmenten fehlt es nicht an Beispielen, daß die Knochentrommel der Luftröhre recht verschiedenartige Stimmäußerungen zuläßt. — Vielleicht beobachtet Dr.Heinroth nun auch im Freien einmal das Flügelstellen des Singschwans (J. f. O. 1926 S. 485), das Vögel Mitteleur. III S. 151 auch noch geleugnet wird.

  18. Vgl. selbst für die Graugans Vögel Mitt. III S. 159.

  19. Eine gewisse Parallele zu dieser Erscheinung ist es, wenn durch das zunächst nur den Rivalen geltende Schleifen des Birkhahns auch die Hennen angelockt werden (Ludwig, Das Birkwild, 2. Aufl. S. 203).

  20. „Die Weibchen (so der Brandgans) sind übrigens am eifersüchtigsten; mit schnarrendem „Rerrum, rerrum“ laufen sie um den Erpel herum, jedes andere Weibchen abbeißend. Der Erpel steht unterdes mit ausgestrecktem Halse und flüstert „gib güb gib güb““ (v.Duoste-Hülshoff a. a. O. 276).

  21. Weshalb es freilich hier geschieht, ist nicht leicht zu sagen. Sollte etwa die anscheinend gegenüber den übrigen Gänsen etwas gesteigerte Eierzahl die Weibchen dieser Arten veranlassen, ihre Männchen auf diese Weise „zu äußerster Leistung anzuspornen“ oder gar trotz sonstiger strenger Monogamie bisweilen auch ein überzähliges Männchen zur Hilfe heranzuziehen? Bei den Enten, wenigstens den Schwimmenten scheint etwas Aehnliches tatsächlich vorzuliegen (vgl. Ueber das Reihen der Enten, Beiträge zur Fortpflanzungsbiologie der Vögel 1929 Nr. 2).

  22. Die meist Baumnester benutzende Nilgans scheint den extremenCasarca-Schneid am Neste nicht zu betätigen, die Brandgans dagegen sich selbst unter den Ausnahmeverhältnissen auf den Nordseeinseln genug davon bewahrt zu haben, um Hunde und selbst vorüberziehende Störche zu verfolgen (v.Droste-Hülshoff a. a. O. S. 274;O. Leege in Orn. Monatsschr. 1904 S. 296).

  23. Heinroth nimmt etwas Aehnliches sogar dem Menschen gegenüber an, wenn er (Beitr. S. 624) darauf hinweist, daß Bläß-, Kurzschnabel- und Kanadagänse in der Gefangenschaft ihr Nest gegen den Menschen gewöhnlich noch verteidigen, die infolge ihrer geographischen Verbreitung viel früher und intensiver von diesem verfolgte Graugans dagegen nicht mehr. Dazu ließe sich noch darauf hinweisen, daß nach zuverlässigen Berichten viele auch kleinste Vogelarten in Sibirien dasselbe tun (oder doch vor 50 Jahren taten!), die es bei uns nie oder höchstens in ganz vereinzelter Ausnahme wagen. (Woher denn auch nicht alle Berichte aus Väterzeiten über Horstverteidigung des Steinadlers und anderer großer Raubvögel unbedingt erlogen zu sein brauchen.)

  24. Wie sorgfältig dabei das lebhaft gefärbte Männchen der Rostgans bei sonstiger großer Anhänglichkeit an das Weibchen die unmittelbare Nähe der Bruthöhle vermeidet, um sie nicht zu verraten (Vögel Mitt. III S. 183), ist ein besonders instruktives Beispiel für regelmäßig zweckmäßiges tierisches Verhalten ohne Bewußtsein des Zweckes, also für das, was man in besonderem Sinne Instinkt nennt.

  25. Ich erinnere an das schwimmende Scharren des Singschwans, an das Trampeln der Gänse im Schlamme (Vögel Mitt. III S. 169) und an das „Trippeln“ der Nilgans.

  26. Bei dieser Sachlage ist bemerkenswert, daß das Flügelheben im Affekt auch hier bereits auftritt, wenn auch vorwiegend oder ausschließlich beim Kampfe. Ob es auch der Sporen- und der Spaltfußgans (sowie weiterhin den Palamedeiden) eigen ist, wäre wohl noch festzustellen. — Sollte hier ursprünglich der Flügelsporn (vgl. nachher) in Bereitschaft gesetzt werden und diese zunächst nur Zorn bezeichnende Bewegung allmählich Ausdruck jeder starken, also insbesondere der Balzerregung geworden sein, bis sie schließlich im Flügelstellen der Schwäne kulminierte (vgl. J. f. O. 1926 S. 485–486)?

  27. Es ist doch wohl nicht zufällig, daß Flügelsporne — wieKoenig (Die Watvögel Aegyptens S. 170 und 181) neuerdings wieder hervorhebt, sind sie auch allen unseren, also vielleicht überhaupt allen Rallen rudimentär in frühester Jugend eigen — lediglich bei Wasser- und wassernahe wohnenden Bodenvögeln vorkommen. Doch sind wenigstens die Parriden, sollen sie limicolinen Ursprungs sein, als schon ziemlich weit entwickelte und spezialisierte Form anzuerkennen, die freilich auf ihren Nymphäenblättern noch heute mit großen Fröschen und Kröten und kleineren Schildkröten und Schlangen recht ernsthafte Kämpfe um ihre Brut bestehen mag.

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Vergl. Bemerkungen zur Biologie der Schwäne, J. f. O. 1926 S. 464; Bemerkungen zur Biologie der Säger, J. f. O. 1927 S. 385.

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Christoleit, E. Bemerkungen zur Biologie der Gänse. J. Ornithol 77, 351–386 (1929). https://doi.org/10.1007/BF01917263

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