Zusammenfassung
Das Versuchsmaterial, von dem hier nur ein kleiner Ausschnitt dargestellt worden ist und das jetzt noch nach mehreren Seiten ergänzt wird, zeigt also, daß sich die Samen nicht so vollständig im Zustand der Anabiose befinden, wie man es früher annahm. Wohl wußte man schon, daß im ruhenden Samen noch gewisse chemische Umsetzungen stattfinden können. Aber man war doch geneigt, diese Veränderungen nur als Resultat einfacher Reaktionen anzusehen, für die eigentliche Lebensleistungen nicht notwendig seien, die vielmehr grundsätzlich auch im toten Samen noch ablaufen könnten, ähnlich wie man oft geneigt war, die Vorgänge der Nachreife nur aus einfachen physikalischen Abläufen, z. B. aus dem allmählichen Austrocknen der Samen zu erklären.
Diese Deutungen haben den Samen zu sehr als ein totes Gebilde angesehen. Der Same befindet sich aber, wie wir jetzt sehen, ähnlich wie die ruhenden Knospen in einem Zustand, der sich nur quantitativ von dem einer Pflanze mit entfalteten Blättern unterschiedet. In ihm laufen noch typische Lebensprozesse ab, nämlich endogene Änderungen der Aktivitätsbereitschaft. Damit ist zugleich ein erneuter Hinweis zur Analyse der endogenen Jahresrhythmik gegeben. Die Versuche, diese inneren Veränderungen, die ja aus dem Verhalten von Bäumen mit alljährlichen Ruheperioden lange bekannt sind, aus einem Wechselspiel intensiver Stoffwechselprozesse, etwa aus einer Anhäufung von Assimilaten im Laufe der Aktivitätsperiode zu erklären, sind damit erneut als bedenklich erkannt.
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Unter experimenteller Mitwirkung vonRuth Kautt undAnnemarie Sander.
Mit 9 Textabbildungen.
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Bünning, E. Die endogene Ruheperiode der Samen. Planta 35, 352–359 (1947). https://doi.org/10.1007/BF01916741
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