Über die Fruchtentwicklung der Gattung Dorstenia, insbesondere über ihren Turgescenzschleudermechanismus

Zusammenfassung

• 1. Die Untersuchung der Fruchtentwicklung an zehn Arten der GattungDorstenia ergab, daß alle Arten den vonOverbeck (1924) beschriebenen Schleudermechanismus besitzen.

• 2. Als Besonderheit wurden am Steinkern Gleitrinnen für die Zangenarme gefunden.

• 3. Die vonModilewsky (1908) nur anD. tuneraefolia beobachteten eigenartigen Integumentverhältnisse konnten bei der Mehrzahl der untersuchten Arten festgestellt werden. Der vonModilewsky beschriebene Auswuchs des Funiculus ist identisch mit dem Wulst, denEckardt (1937) als Scheidewandrest des pseudomonomeren Gynaeceums der Dorstenien deutet.

• 4. Der Versuch, die Ergebnisse der entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen der Früchte für die Systematik der Dorstenien zu verwerten, ergab, daß eine Einteilung auf Grund der beiden Bautypen der Samenanlage sich nicht mit den vorhandenen Systemen in Einklang bringen läßt.

• 5. Die im Laboratoriumsversuch bestimmten Schußweiten der abgeschleuderten Steinkerne betragen maximal:D. erecta 7,0 m;D. contrayerva 5,0 m;D. argentea 3,75 m;D. ceratosanthes 2,75 m.

• 6. Die weiträumige und gleichmäßige Verteilung der Steinkerne im Trefferbild wird durch die besondere Konstruktion der Gleitrinne am Steinkern, die gegenseitige Orientierung der Früchte in der Inflorescenz, die Neigung und Oberflächenbeschaffenheit der Inflorescenzen bedingt.

• 7. Die Anfangsgeschwindigkeit der abgeschleuderten Steinkerne vonD. contrayerva beträgt 10 m/sec.

• 8. Der Druck, den die Zangenarme senkrecht auf den Steinkern ausüben, ergibt sich zu:D. erecta 0,66 Atm;D. contrayerva 0,46 Atm.