Kurze Zusammenfassung
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1.
Die Ausbildung der Krümmungen bei den geotropisch gereizten Wurzeln vonLupinus albus auf dem Klinostaten wird sowohl von der Rotationsgeschwindigkeit wie auch von der Rotationsdauer stark beeinflußt.
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2.
Die absolute Krümmungsgröße ist bei gleich lang gereizten Wurzeln bei größeren Rotationsgeschwindigkeiten größer und nimmt mit der Abnahme der Rotationsgeschwindigkeit ab.
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3.
Größere Rotationsgeschwindigkeiten bewirken bei den kürzere Zeit gereizten Wurzeln eine dauernde Zunahme der Krümmungsgröße. Diese Zunahme ist wenigstens teilweise auf das Auftreten der den primären geotropischen Krümmungen gleichsinnigen sekundären Krümmungen an der Wurzelspitze zurückzuführen. — Längere Zeit gereizte Wurzeln zeigen nach 6stündiger Rotation keine Zunahme der Krümmungsgröße mehr.
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4.
Kleinere Rotationsgeschwindigkeiten bewirken das Auftreten der den primären Krümmungen entgegengesetzt gerichteten sekundären Spitzenkrümmungen und ein Abflachen oder Ausgleich der primären Krümmungen.
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5.
Die Zunahme der Reizdauer bewirkt bei den größeren Drehgeschwindigkeiten eine viel größere Zunahme der Krümmungsgröße als bei den kleineren Drehgeschwindigkeiten. Die Zunahme der Krümmungsgröße ist aber weder der Reizmenge (Reizdauer) noch der Rotationsgeschwindigkeit proportional.
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6.
Das Auftreten und die Größe der Gegenreaktionen scheint sowohl von primären Reaktionen bzw. von der Reizmenge wie auch von der Rotationsgeschwindigkeit abzuhängen.
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7.
Der Einfluß der Rotation auf die Ausbildung der Krümmungen läßt sich zur Zeit noch nicht befriedigend erklären.
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Talts, J. Zur Kenntnis der Klinostatenwirkung. Planta 17, 590–611 (1932). https://doi.org/10.1007/BF01909771
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