Zusammenfassung
Der relative Lichtgenuß der Flechtenalgen der wassergesättigten Flechten beträgt bei Flechten mit farbloser Oberrinde etwa 70% (bei den untersuchten Arten zwischen 55 und 76%), bei Flechten mit gefärbter etwa 50% (46–64%). Beim Austrocknen der Flechten nimmt er etwa linear mit dem Wassergehalt ab und sinkt bei den trockenen Flechten auf etwa 20% (12–36%). — In verschiedenen Zonen des Thallus ist er verschieden; bei den Flechten mit farbloser Oberrinde ist er in den Randteilen am größten, bei den Flechten mit gefärbter in der Mitte.
Die Assimilationsfarbstoffe in den wassergesättigten Flechten absorbieren etwa 25% der auf die Oberfläche der Flechten auffallenden Lichtintensität, die Assimilationsfarbstoffe von Laubblättern etwa 40%; bei Blättern mit stärker lichtschwächender Epidermis ist sie entsprechend geringer.
Bei den Sonnenformen der Flechten ist der relative Lichtgenuß der Algen geringer als bei den Schattenformen; er ist auch um so geringer, je höher im Gebirge die Flechten wachsen. — Die dickere Rindenschicht der Sonnenformen der Flechten gewährt deren Algen in nassem Zustand nur einen geringen Lichtschutz, in nassem Zustand einen viel stärkeren. Die Sonnenformen nehmen das Wasser langsamer auf als die Schattenformen und geben es langsamer wieder ab. — Die von den Assimilationsfarbstoffen der Algenschicht absorbierte Lichtintensität ist bei Sonnen-und Schattenformen gleicher Flechtenarten etwa gleich groß. Bei Sonnenblättern ist sie im Gegensatz zu den Flechten jedoch größer als bei Schattenblättern.
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Ertl, L. Über die Lichtverhältnisse in Laubflechten. Planta 39, 245–270 (1951). https://doi.org/10.1007/BF01909397
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