Zusammenfassung
-
1.
Mehrwertige Phenole und Aminophenole verändern den Blutfarbstoff als solche nicht, sondern erst nach vorheriger Oxydation.
-
2.
Die Oxydation führt bei den Ortho- und Paraverbindungen —anscheinend besonders schnell bei Gegenwart von Oxyhämoglobin —zu Chinonen oder Chinoniminen, die außerordentlich rasch Methämoglobin erzeugen; — bei den Metaverbindungen ist Oxydation neuer Kohlenstoffatome oder des Stickstoffs notwendig.
-
3.
Stickstoff am Benzolkern kann auch ohne intermediäre Chinonbildung oxydiert werden.
-
4.
Hydroxylamin oxydiert Hämoglobin auch bei Sauerstoffauschluß.
-
5.
Einführung zweier Methylgruppen in Anilinderivate, von denen eine zum Stickstoff orthoständig, die andere ortho- oder paraständig ist, drückt die Giftigkeit der Substanz, darunter die für den Blutfarbstoff stark herab. Zwei orthoständige Methylgruppen nehmen insonderheit dem Phenetidin nahezu jede methämoglobinbildende Fähigkeit.
-
6.
Die Empfindlichkeit von Kaninchen, Hunden und Katzen gegen Methämoglobinbildner der aromatischen Reihe ist — wie schon bekannt —sehr verschieden. Diese Differenz ist sicher mindestens zum Teil in verschiedenartiger Verarbeitung der eingeführten Substanzen im Stoffwechsel begründet.
-
7.
Mehrere gelegentliche Beobachtungen (Versuch 7, 9, 12) sprechen deutlich dafür, daß das Spektrum des reinen Methämoglobins zwei den Oxyhämoglobinstreifen im Gelb und Grün entsprechende Verdunkelungen nicht besitzt, sondern nur einen schwachen Schatten in jener Spektralregion; falls die beiden Streifen sichtbar sind, rühren sie offenbar von beigemengtem Oxyhämoglobin her.
-
8.
Das Verhalten des Hämoglobins gegenüber Hydroxylamin und Chinon stimmt besser zu der Annahme, daß es Ferro- als daß es Ferrieisen enthält.
Literatur
Zu meinem Bedauern komme ich erst Jahre nach Ausführung der wichtigsten Experimente zur Veröffentlichung dieser Studien. Eine kurze Mitteilung erfolgte auf der Naturforscher-Versammlung in Königsberg (vgl. Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte82, 1910, II. S. 466.
Vgl. z. B. Kobert, Lehrbuch der Intoxikationen, 2. Aufl., Stuttgart. Ferdinand Enke. Bd. I, 1902, S. 97; Bd. II, 1906, S. 766.—Heinz, Handbuch der experimentellen Pathologie und Pharmakologie, Jena, Gustav Fischer. Bd. I, 1905, S. 410, 432.
Therapent. Monatshefte23, 1909, S. 590, 593.
Münchener medizinische Wochenschrift 1910, S. 165.
M. Str. = Methämoglobinstreifen.
Vgl. Küster. Zeitschr. f. physiolog. Chemie66, 1910, S. 232.—S. auch W. Madelung, ebenda Zeitschr. f. physiolog. Chemie71 1911, S. 229.
Vgl. z. B. Dittrich, a. a. O. S. 256.
Inaug.-Dissert. Rostock 1892.
Inaug.-Dissert. Königsberg 1893.
a. a. O. Inaug.-Dissert. Königsberg 1893.
In Gefäß 1 zuweilen auch der größere.
Vgl. Heubner und Rosenberg Biochem. Zeitschr.38, 1912, S. 378.
S. 249.
Archiv für (Anat. u.) Physiologie 1890, S. 344.
Inaug.-Dissert. Dorpat 1882.
Vgl. Heubner u. Rosenberg,a. a. O..
Hüfner, Archiv für (Anat. u.) Physiol. 1894, S. 156; 1899, S. 499.—v. Zeynek, Zeitschr. f. physiol. Chemie23, S. 492.—Letsche, Zeitschr. f. physiol. Chemie67, 1910, S. 177 ff.
Zeitschr. f. physiolog. Chemie76, 1912, S. 412.
a. a. O. Zeitschr. f. physiolog. Chemie76, 1912, S. 412.
v. Zeynek, Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1899, S. 467. — Hüfner, ebenda Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1899, S. 491.
J. Haldane, Journal of Physiology22 1897, S. 298;25, 1900, S. 295. —Bareroft und Haldane, ebenda Journal of Physiology28, 1902, S. 232.
Berichte der deutsch. chem. Gesellsch.29, 1896, S. 2444.
Vgl. A. Heffter, Ausscheidung körperfremder Substanzen im Harn. —Ergebnisse der Physiologie4, 1905, S. 236.
Vgl. unten. S. 269.
Hofmeisters Beiträge zur chem. Physiol. u. Pathol.9, 1907, S. 470.
Jaffé, Zeitschr. für physiolog. Chemie62, 1910, S. 58.
Arch. f. exper. Pathol. u. Pharmakol.55, 1906, S. 27.
Zeitschr. f. physiol. Chemie12, 1888, S. 295. — P. Hilbert, Inaug.-Dissert., Königsberg 1888.
Therapeutische Monatshefte26, 1912, S. 44.
Verh. d. deutsch. pathol. Gesellsch.15, 1912, S. 91. — Zitiert nach Zentralbl. f. d. gesamte Innere Medizin4, 1913, S. 463.
Vgl. z. B. Lieske, Pringsheims Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik50, 1911, S. 328.
Biochemical Journal6, 1912, S. 429. — Zitiert nach Zentralblatt f. die gesamte innere Medizin4, 1913, S. 339.
Die Versuche von Masing (a. a. O., Inaug.-Dissert., Dorpat 1882) ergaben, daß 0,75 Millimol Brenzkatechin pro Kilogramm Kaninchen subkutan Vergiftungssymptome, doch keinen Tod hervorriefen, während 1,8 Millimol tödlich wirkten.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
2. Reihe.
Mit 4 Figuren.
Zweite Mitteilung: dieses Archiv70, 1912, S. 71.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Heubner, W. 14. Studien über Methämoglobinbildung. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 72, 241–281 (1913). https://doi.org/10.1007/BF01890782
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF01890782