Zusammenfassung
-
1.
Bei der Untersuchung der Lebern von 500 Leichen an der Pathologischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses am Urban zu Berlin fand ich im Jahre 1924 in 16 Fällen Larven von Linguatula rhinaria (sog. Pentastomum denticulatum)=3,2%.
-
2.
In sämtlichen Fällen handelt es sich dabei um abgestorbene und verkalkte, von einer derben fibrösen Kapsel umgebene Larven, wie dies beim Menschen bis auf sehr seltene Ausnahmen die Regel zu sein pflegt.
-
3.
In meinen Fällen fand ich die Larven häufiger auf der Oberfläche des linken Leberlappens als auf der des rechten (10∶6). Das Vorkommen in männlichen und weiblichen Leichen war gleich (je 8).
-
4.
Von Knötchen, die mit Linguatulalarvenknötchen eine gewisse äußere Ähnlichkeit aufwiesen, fand ich unter den 500 Fällen: kleine Fibrome=10, perihepatitische fibröse Knötchen=8, Gallengangsadenome=7, pericholangitische Knötchen=7, kleine Echinokokkusknötchen=5, Lebergewebsadenome=5, Carcinome=2, tuberkulöse Knötchen=3.
-
5.
Bei mcinen Fütterungsversuchen mit Eiern von Larven aus den Lungen von Riesenschlangen aus Südamerika an weiße Mäuse (je 6) starben die Versuchstiere zwischen dem 29. und 64. Tage nach der Fütterung. Die Larven fanden sich bei den Mäusen am zahlreichsten in dem Lungen, demnächst in den serösen Überzügen der Bauchhöhle, im Gekröse, in Leber, Milz und Nieren. Als Todesursache ließ sich in fast sämtlichen Fällen eine Blutung in eine oder in beide Brusthöhlen, in die Bauchhöhle, oder in Bauch- und Brusthöhle gleichzeitig nachweisen. Dabei wurden in den betreffenden Höhlen meist unreife freie Larven gefunden.
-
6.
Für denMenschen besitzt dieLarve der Linguatula rhinaria keine pathologische Bedeutung.
-
7.
Auch derSagredosche Fall ist nicht geeignet, diese Meinung zu erschüttern, und muß auf Grund der Kenntnis der Lebensgeschichte der Linguatulalarve eine andere Deutung erfahren, als ihm der Verfasser gibt.
Literaturverzeichnis
Aitken, On the occurence of Pent. constrictum in the human body as a cause of painful desease and death. Scienc. and pract. of med. 4. Aufl. London 1865.
Babes, Die Wanderung des Pent. dent. beim Rinde. Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Abt. 1, Orig.5, 1–5. 1889.
Bilharz, Th., Über Pentast. constrictum. Zeitschr. f. wiss. Zool.7, 329–331. 1856.
Eysell, A., Die Krankheitsüberträger und Krankheitserreger unter den Arthropoden: Linguatulidae. Menses Handbuch für Tropenkrankheiten. 3. Aufl. I, S. 393–403. 1924.
Fülleborn, F., Poroceph. aus den Organen eines westafrikanischen Negers. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg.12, 169–170. 1908.
Fülleborn, F., Über die Entwicklung von Poroceph. und dessen pathologische Bedeutung. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg.23, Beiheft I. 1919.
Gerlach, Pentast. denticulatum bei 2 Ziegen. 2. Jahresber. d. K. Tierarzt-Schule Hannover. S. 73–80. 1869.
Gribbohm, Zur Statistik der menschlichen Entozoen. Diss. Kiel 1877.
v. Haffner, K., Beiträge zur Kenntnis der Linguatuliden. Zool. Anz.54, 162–177. 1922.
Heymons, R., Beitrag zur Systematik und Morphologie der Zungenwürmer. Zool. Anz.55, 154–167. 1922 und Pentastomiden im III. Bd. des Handbuches der Zoologie vonKükenthal.
Kitt, Th., Lehrbuch der pathologischen Anatomie der Haustiere. Bd. 2, S. 535–539. 1923.
Koch, M., Zur Kenntnis des Parasitismus der Pentastomen. Arb. a. d. Pathol. Inst. Berlin 1906, S. 288–348.
Koch, M., Zur Kenntnis des Parasitismus der Pentastomen. Verhandl. d. dtsch. pathol. Ges.10, 265 bis 279. 1907.
Koch, M., Über den Parasitismus der Ling. rhin. im Vergleich zu dem der tropischen Porocephalen. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg.16, Beiheft 4, S. 381. 1912.
Küchenmeister, F., Sur lés Ling. vivant en parasite dans le foie de l'homme. L'Institut23, 127–128. 1855.
Külz, L., Kameruner Sektionsmaterial. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg.17, 273–284. 1913.
Laudon, Ein kasuistischer Fall zur Ätiologie der Nasenblutungen. Berlin. klin. Wochenschr.15, 730–731. 1878.
Laegner, H., Über Pent. dentic. beim Menschen. Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Abt. 1, Orig.40, 368–371. 1906.
Leuckart, Bau- und Entwicklungsgeschichte der Pentastomen. 1860.
Löhlein, M., Beiträge zur Pathologie der Eingeborenen in Kamerun. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg.16, Beiheft 9, S. 58–72. 1912.
Raebiger, A., Geisteskrankheit bei einem Kamerunneger, bedingt durch Porocephaliasis. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg.14, 170–174. 1910.
v. Ratz, St., Von der aktiven Wanderung der Pent. dentic. Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Abt. 1, Orig.12, 329–333. 1892.
Sagredo, N., Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol.251.
Sambon, L. W., Porocephaliasis in man. Journ. of trop. med. a. hyg.13, 14. 1910;15, 321–327 u. 371–374. 1912;16, 97–100. 1913.
Sambon, L. W., A synopsis of the family Linguatulidae.-Ebenda Journ. of trop. med. a. hyg.25, 188–206 u. 389–428. 1922.
Seifert, H., Ein Beitrag zur Kenntnis der Poroceph. monilif. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg.14, 101–110. 1910.
Stiles, C. W., Bau- und Entwicklungsgeschichte von Pentast. Zeitschr. f. wiss. Zool.52, 85–157. 1891.
Virchow, Helminthologische Notizen. Arch. f. pathol. Anat.11, 81. 1856.
Wagner, E., Pentast. dentic. in der Niere. Arch. f. phys. Heilk.14, 518 und in Arch. d. Heilk.3, 478. 1855.
Waldow, Poroceph. moniliformis bei einem Kamerunneger. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg.12, 31–324. 1908.
Zenker, F. A., Über einen neuen tierischen Parasiten des Menschen. Zeitschr. f. rat. Med.5, 212–234. 1854.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Mit 9 Textabbildungen.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Sonobe, K. Über Linguatuliden-Larven-Knötchen (sog. Pentastomen-Knötchen) der Leber des Menschen. Virchows Arch. path Anat. 263, 753–768 (1927). https://doi.org/10.1007/BF01890066
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF01890066