Über einen Fall von allgemeinem Infantilismus, bedingt durch beiderseitigen Eierstockmangel

Zusammenfassung

Es liegt ein Fall von allgemeinem Infantilismus bei einer 25 jährigen vor, mit wohl proportioniertem Kleinwuchs bei offenen Epiphysenfugen, mit fehlenden sekundären Geschlechtscharakteren, psychischer Reifungshemmung. Die weitgehendste Hemmungsmißbildung besteht im vollständigen Mangel der Eierstöcke. Formalgenetisch ist dieser als ein Schwund in später Fetalzeit, kausalgenetisch wahrscheinlich dahin zu deuten, daß er durch eine örtliche, im Keimdrüsengebiet einwirkende Schädigung unbekannter Art bedingt wurde. Diese Schädigung bzw. der Keimdrüsenschwund ist als das Primum movens aufzufassen; er führte sekundär, teils unmittel-, teils mittelbar, zu den Unterentwicklungen an Zirbeldrüse, Schilddrüse, Pankreas, zur Hypophysenvergrößerung und hauptsächlich über das innersekretorische System zu den Erscheinungen des allgemeinen Infantilismus, der somit als ein sexogener, als symptomatischer allgemeiner Infantilismus im SinneRössles anzusprechen ist. Eine Teilerscheinung der Auswirkungen des Keimdrüsenmangels war eine verminderte Toleranz für Zucker, auf deren Boden, ausgelöst durch Zufuhr von Schilddrüsenpräparaten, sich ein tödlicher Diabetes entwickelte.