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Literatur

  1. Ich kann die volle Berechtigung solcher Zweifel an der Stichhaltigkeit der Diagnose von Monaden (Micrococcen) nicht besser beweisen, als indem ich einige Belegstellen aus Heiberg (die puerperalen und pyämischen Prozesse, Leipzig, 1873) anführe, aus welchen das Willkürliche oder doch zum mindesten Gewagte einer solchen Deutung auf das Evidenteste hervorgeht. Heiberg schildert zwar seine Befunde meistentheils in ziemlich objectiver Weise, doch wird diese Objectivität seiner Darstellung durchweg getrübt durch die beständige Beimengung der subjectiven, präjudicirten Auffassung gerade an den fraglichen Punkten, ohne dass hinreichende oder überhaupt Beweise dafür beigebracht werden. So findet er (a. a. O. S. 12) in einem Falle von Pyämie in den Pyramiden der Nieren „ziemlich verbreitete Fettdegeneration des Epithels” und daneben wieder eine grosse Menge Nierenkanälchen, in zunehmender Menge von der Basis nach den Papillen hin, „mit sehr feinen ganz gleichen Körnchen gepfropft”, welche mit Rücksicht auf die eigenthümliche Art ihrer Lichtbrechung als Kugelbakterien gedeutet werden. Gegen Essigsäure und Kalilauge verhielt sich diese Inhaltsmasse resistent. Aber bei längerer Einwirkung von Alkohol waren die cylindrischen Pfröpfe, in welchen die Kugelbakterien durch eine schleimige Masse zusammengehalten waren, durch Coagulation des Bindemittels ganz starr, spröde und rissig geworden. An mikroskopischen Schnitten „zeigte sich kein Zeichen einer Auflösung der Körnchen, im Gegentheil traten sie noch schöner und deutlicher hervor”. Damit war für H. die Diagnose auf Bakterien über allen Zweifel erhoben. Ich habe hiergegen einzuwenden: 1) Grosse Bakterienmassen, deren Glieder durch ein schleimiges coagulables Bindemittel zusammengehalten werden, sind nach allem bisher Beobachteten eine ganz ungewöhnliche Erscheinung; Lager- oder Zooglöa-Bildungen, zu welchen es bei einer so enormen dichten Anhäufung von Einzelwesen nothwendig hätte kommen müssen, werden durch Alkohol, wie auch Billroth von der Glia angiebt, niemals coagulirt, vielmehr wirkt derselbe, zumal bei längerer Dauer, schrumpfend bis zur Unkenntlichkeit auf sie ein. 2) Eine so gleichmässig vertheilte, solitäre Entwickelung innerhalb eines colloiden Menstruums ist für Kugelbakterien aus botanisch-physiologischen Gründen, sowie auf Grund directer Versuche, unmöglich. In einem Nährmaterial, welches unter der Einwirkung von Gerinnung machenden Mitteln sofort erstarrt, können Kugelbakterien in solcher Menge nicht fortkommen, da sie des Wassers (und der Luft) zu ihrer Ernährung in hohem Maasse bedürfen. Sie werden bei einem solchen Nährboden (Hühnereiweiss) immer vorzugsweise an der Oberfläche gefunden. 3) Das gleichzeitige Vorhandensein von fettiger Metamorphose der Epithelien in den Harnkanälchen einer und derselben Niere, das häufig übereinstimmende Bild einer feinkörnigen, molecularen Fettemulsion mit jenem bakteritischen Körnermeer, legen die Annahme einer Identität jener Massen, einer gemeinschaftlichen Genese eines übereinstimmenden Prozesses in allen Harnkanälchen (acute Fettmetamorphose) überaus nahe. 4) Die widerstandsfähigkeit jener fraglichen Körnchen gegen Essigsäure und kaustische Alkalien spricht für ihre fettige Natur. 5) Das Verhalten des Alkohols spricht nicht dagegen, da die mit dem Eiweisscoagel umkleideten Kügelchen von der lösenden Eigenschaft desselben unberührt bleiben mussten. —Ein anderes Mal (S. 13) finden sich bei einer Endometritis puerperalis in der Uterusmusculatur „4–5 länglichrunde, gelbliche Foci, wie von eingetrocknetem halbzerfallenem Eiter gebildet”, desgleichen in den retroperitonealen Lymphdrüsen im Innern kleine gelbliche Punkte. Mikroskopisch zeigen sich jene aus kleinen feinen Körnchen von unregelmässiger Grösse bestehend, welche “ganz dem Fettdetritus gleichen”, letztere dagegen sind „feinkörnig, deutlich bakterienhaltig; sowie ein Paar ungewöhnlich deutliche Bakteriencolonien (Zooglöaklumpen) zwischen den Betikelfäden”. Die Angabe näherer Beweise fehlt hier gänzlich —Schon die gelbe Farbe spricht gegen die Bakteriennatur der letzteren, vielmehr für ihre Uebereinstimmung mit dem ersteren gelblichen Fettdetritus. Arch können die Bakteriencolonien zwischen den Retikelfäden gekörnte Lymphzellen gewesen sein. In einem Falle von Puerperalfieber ferner (S. 16) werden in der Niere „eine Menge Harnkanälchen mit zahlreichen feinen Körnchen angefüllt, von denen ein Theil deutlich Fetttröpfchen sind, während andere an Bakterien erinnern” und wieder andere in den Pyramiden, die „als Kugelbakterien gedeutet werden müssen”. Also Fettkörnchen und Kugelbakterien vertraulich neben einander! —In dem graulich-gelben halbcoagulirten Fluidum eines Lymphgefässthrombus (S. 21) findet H. unter Anderm „Rundzellen in der Fettdegeneration”, daneben gleichzeitig „zahlreiche Körnchen, wovon ganz einzelne Ketten von 4–5 Gliedern bilden”, — mithin Bakterien. (Unmittelbar vorher war jedoch auch von den Fettkörnchen gesagt, dass von ihnen „nicht selten 2–6 in längeren Reihen lagen”!) —In Milzinfarcten endlich und in der halbzerfallenen Thrombe einer Nierenarterie (S. 26) constatirte H. „einen ganzen Theil Rundzellen zwischen den Nierenkanälchen, deren Epithel theils deutlich fettkörnig, theils mit feinen, gleichen Bakterien-ähnlichen Körnchen gefüllt ist”. In derselben willkürlich interpretirenden Bakterien und Fett confundirenden Weise geht es durch die ganze Schilderung hindurch. Und damit soll „auf eine selten deutliche Weise das Eindringen und der Angriff dieses gefährlichen Feindes auf den Organismus demonstrirt” worden sein! Ich enthalte mich jeden weiteren Commentars über die angezogenen Beispiele moderner parasitologischer Forschung und überlasse es dem selbständigen Urtheil jedes Einzelnen, ob er es in diesen Fällen vorziehen will, jene kleinsten Körnchen, bei dem Durcheinander und Nebeneinander derselben mit Fettkörnchen, nicht ebenfalls als Producte derselben fettigen Metamorphose anfzufassen, wie sie in allen Organen neben Bakterien stets gleichzeitig constatirt wurde, oder ob er mit Heiberg glaubt, dieselben „ohne Weiteres mit Bestimmtheit” (sie! S. 21) für Kugelbakterien erklären zu müssen. Exact jedenfalls — darüber kann nur eine Stimme sein — wird man letztere naturwissenschaftliche Methode nicht nennen können. —[Die Existenz feinster gleichartiger Fettmolecüle scheint H. gar nicht anzuerkennen. Aber auf welche Weise denkt er sich denn beispielsweise die Fettresorption im Darm zu Stande kommen, bei der wir doch auch nothwendig annehmen müssen, dass das Fett nicht etwa in Tropfen, sondern in feinster molecularer Form die Porengänge unserer Epithelien passirt?]

  2. Dies ist für einige Fälle sogar durch das Experiment mit aller Sicherheit erhärtet worden von Klebs (Archiv f. exp. Path. l. l. S. 31) und Clementi- Thin (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1873. 45).

  3. Vergl. über diesen Gegenstand meine früheren Abhandlungen: „Untersuchungen über die Bakterien etc.” (Allg. med. Centr. 1874 1 u. 2) und „Die Veränderungen der rothen Blutkörperchen durch Sepsis und septische Infection” (Centralbl. 1874, 21–24).

  4. Ich werde diesen nicht uninteressanten Gegenstand, für den ich einige positive Anhaltspunkte gewonnen zu haben glaube, an einer anderen Stelle ausführlicher abhandeln. Jedenfalls erhellt, dass die Aufsuchung mechanischer Bewegungskräfte der erstaunlichen Einfachheit und dem botanischen Charakter dieser Gebilde offenbar weit besser entspricht, als die (wohl unüberlegte) Annahme antomatischer, thierisch bewusster Bewegungskräfte (!), welche bisher fast allgemein als das unveräusserliche Vorrecht des höher organisirten thierischen Lebens galten.

  5. Untersuchungen über Puerperalfieber. Dieses Archiv Bd. LVIII. Heft 3. u 4. Desgleichen auch Cohn, welcher frische Vaccinelymphe zwischen Deckgläschen und Objectträger einschloss, mit Asphalt verkittete und eine Weiterentwickelung der Körnchen bis zu rosenkranzähnlichen Fäden beobachtete (a. a. O. Fig. 2 Taf. III.)

  6. Ueber sogenannte Micrococcen Centralbl. 1873.

  7. Berl. klin. Wochenschrift. 1874. 6.

  8. Die Versuche einer mikroskopisch-photographischen Darstellung der Bakterien habe ich in den verflossenen Sommermonaten in Gemeinschaft mit Herrn W. Knodt in Minden, einem trotz der Fülle der Jahre durch jugendlichen Sinn und geistige Frische, wie durch den Umfang seiner naturwissenschaftlichen Kenntnisse gleich ausgezeichneten Manne, mit grossem Interesse betrieben, mit Rücksicht auf die unleugbaren Vortheile, welche eine treue und ganz objective Reproduction pathologischer Bilder solcher Organismen vor einer, von der subjectiven Auffassung niemals ganz freien, Darstellung durch Zeichnung hat. Der Apparat war von Herrn Knodt schon vor Jahren ganz selbständig erfunden und construirt, Linsen und Präparate wurden von mir geliefert. Die Gelbfärbung der Objecte war für diese Versuche ausserordentlich erwünscht, da Gelb bekanntlich die chemischen Strahlen des Sonnenlichts absorbirt und bewirkt, dass die so gefärbten Organismen auf dem Negativ vollkommen durchsichtig, auf dem Positiv daher ganz schwarz erscheinen. Dennoch sind die Schwierigkeiten bei der Kleinheit der Organismen, besonders was Sorgfalt der Präparation und Genauigkeit der Einstellung anbetrifft, so erstaunlich grosse, dass die bis jetzt erhaltenen Photographien doch an Uebersichtlichkeit und gleichmässiger Schärfe noch Manches zu wünschen übrig lassen. Den Vergleich mit einer schematischen, scharf umrissenen Handzeichnung halten sie bis jetzt nicht aus, da letztere gewöhnlich alle durch verschiedene Einstellung des Objects nach einander gewonnenen mikroskopischen Ansichten gemeinschaftlich wiedergiebt, während die Photographie aus der Reihe jener Ansichten, welche zusammen zu einem stereoskopischen Bilde verhelfen, immer nur eine bei einer ganz bestimmten Einstellung reproduciren kann.

  9. Ich möchte an diese Erscheinung die Hypothese knüpfen, dass die stark reizende Eigenschaft der Jodtinctur bei Anwendung auf die Haut zum Theil auf einer solchen ausscheidung spitzer Jodnadeln beruhe, welche sich in die Furchen, Schweissporen und Haarbälge einsenken und mit ihren Spitzen die Papillen des Corium mechanisch reizen. Hierfür spricht das lebhafte Gefühl von Prickeln und Stechen, welches wir bei der Application auf dünne oder excoriirte Hautstellen empfinden. Natürlich läugne ich nicht auch eine gleichzeitige chemische Wirkung des gelösten Jods.

  10. Die Annahme, dass dieser Unterschied durch eine verschiedene Imprägnation der Zellenmembran mit Proteïnsubstanzen bedingt sei, scheint mir doch sehr wenig wahrscheinlich, da kein Beispiel aus der botanischen Entwickelungsgeschichte eine solche Annahme rechfertigt.

  11. Ueber die pathogenetische Bedeutung der kleinsten Organismen bei Infectionkrankheiten, Arch. f. Dermatol. II. S. 393. — Centralbl. 1870. 701.

  12. Ueber Bakterien und deren Beziehung zur Fäulniss und zu Contagien. Schles. Ges. f. vaterl. Cult., den 12, Febr. 1872.

  13. Vergl. hierüber meine inzwischen erschienene Experimentalarbeit: “Der Antheil der Bakterien am Fäulnissprozess, insbesondere der Harnfäulniss”, Centralbl. 1874, 53 u. 54.

  14. Solche diagnostischen Züchtungsversuche sind, wie ich an einer anderen Stelle („Kritische Bemerkungen etc.” Dieses Archiv) hervorgehoben habe, bereits von M. Wolff in erfolgreicher Weise betrieben worden.

  15. Die Annahme eines Vorkommens grösserer Mengen von Bakterien im Blut wird nach den neuerdings ermittelten Thatsachen wohl von Niemandem mehr ernstlich aufrecht erhalten werden.

  16. Centralbl. f. d. med. Wiss. 1873. 45. — Arch. f. exp. Pathol. l. l. —Aehnlich verfuhren auch Billing und Curtis, sowie Lüders und Hensen (Arch. f. mikr. Anat. Bd. III. S. 318).

  17. Auch für das Studium des so complicirten Fäulnissprozesses des Blutes scheint mir diese Methode der Aufbewahrung unter Luftzutritt, ohne Bakterien, eine geeignete.

  18. Beiträge zur Biologie der Pflanzen; Breslau 1872, 2. Heft: „Untersuchungen über Bakterien,” S. 208.

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Hiller, A. Ueber diagnostische Mittel und Methoden zur Erkennung von Bakterien. Archiv f. pathol. Anat. 62, 361–385 (1875). https://doi.org/10.1007/BF01878930

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