Zusammenfassung
Unter strenger Befolgung der technischen Vorschriften Abderhaldens wurde bei Verwendung von Tuberkelbazillen als Antigen in einem Fall von sicherer Tuberkulose negative, in 4 Fällen positive, aber zumeist schwache Ninhydrinreaktion beobachtet.
Bei Verwendung tuberkulöser Menschenlunge und Lymphdrüsen als Antigen war
unter 23 sicheren menschlichen bazillären Lungentuberkulosen die Reaktion 16 mal, davon
bei 6 kavernösen Phthisen 4 mal,
bei 17 klinisch zweifelhaften Fällen von Lungentuberkulose 8 mal positiv.
Bei 9 sicheren Tuberkulosen anderer Organe war die Ninhydrinreaktion 3 mal positiv, darunter
bei 6 mit menschlichem Tuberkuloseantigen untersuchten Lupusfällen 2 mal,
bei 2 mit tuberkulösem Gewebe vom Rind als Antigen untersuchten Lupusfällen keinmal.
Bei 5 unsicheren Tuberkulosen anderer Organe fiel die Ninhydrinprobe einmal positiv aus,
doch reagierten von 51 klinisch nicht tuberkulösen Fällen gleichfalls 15 mit tuberkulösem Gewebe positiv.
Auf Grund obiger Untersuchungen ergibt sich also, dass die Abderhaldensche Reaktion, besonders unter Verwendung von tuberkulösen Organen als Antigen, entschieden häufiger bei Tuberkulose positiv ausfällt als bei anderen Erkrankungen, dass sie jedoch auch bei diesen nicht selten vorhanden ist, so dass zurzeit im einzelnen Fall ein diagnostischer Schluss mit Sicherheit weder aus dem positiven, noch aus dem negativen Ausfall der Reaktion zu ziehen sein dürfte.
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Gumpertz, F. Erfahrungen mit dem Abderhaldenschen Dialysierverfahren bei der Tuberkulose. Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 30, 201–216 (1914). https://doi.org/10.1007/BF01872501
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