Zusammenfassung
Das Aurum-Kalium-cyanatum wirkt bei der Behandlung der Lungentuberkulose heilungsbefördernd, besonders, wenn man die Fetthülle des Tuberkelbazillus, die leicht der Einwirkung des Goldes einen wachsenden Widerstand entgegensetzt, durch Borcholin auflöst und somit den Zutritt des Goldes zum Bazillenleibe erleichtert. Das Borcholin wirkt zugleich als Leitschiene für das Gold.
Diese Besserung des Krankheitsbildes wird klinisch durch alle in Betracht kommenden Methoden bewiesen. (Verschiebung des neutrophilen Blutbildes!)
Im Tierversuch zeigen sich spezifische Veränderungen, die bei kleineren Dosen als eine deutliche Hemmung im weiteren Zerfall des Gewebes aufzufassen sind. Ob es auch zu einer bindegewebigen Metamorphose des Tuberkels kommt, konnte bei den von mir verwendeten Dosen nicht festgestellt werden. Ausserdem kommt es zu einer starken Erweiterung der Kapillaren und einer beträchtlichen Hyperämie. Bei grösseren toxischen Dosen kommt es zu Zerreissungen der erschlafften Gefässe und zu Blutungen in das tuberkulöse Gewebe. Dass indessen das mit dem Borcholin vereinigte Goldzyan innerhalb der therapeutischen Dosen kein Blutgift ist, beweist die fehlende Hämolyse.
Das Mittel ist spezifisch. Das geht nicht nur aus den klinischen Ergebnissen und aus dem Tierversuch, sondern auch daraus hervor, dass sich spezifische Antistoffe bilden, wobei besonders bemerkenswert ist, dass nach Zerstörung der Fetthülle durch das Borcholin, Fettsäure-Antistoffe, und dann später nach der Einwirkung des Goldes auch die anderen Partial-Antistoffe nachweisbar werden.
Das Mittel wirkt in erster Reihe parasitrop, erst in zweiter Reihe, in Dosen, die sich der toxischen Grenze nähern, organotrop.
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Mayer, A. Zur Chemo-Therapie der Lungentuberkulose. Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 32, 211–238 (1914). https://doi.org/10.1007/BF01871665
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01871665