Zusammenfassung
Bei Hunden ruft die Verabreichung von Schlafmitteln der aliphatischen Reihe mit Eintritt des Schlafzustandes stets eine Verminderung des Calcium- und eine Vermehrung des Kaliumgehaltes im Blutplasma hervor, während der Na-Gehalt unverändert bleibt; daneben tritt eine ganz unbedeutende Herabsetzung der Oberflächenspannung ein.
Bei Morphininjektion hört diese Regelmäßigkeit auf, indem bei etwa der Hälfte der Tiere ein Steigen des Calciums und sinken des Kaliums eintritt, während bei der anderen Hälfte die Veränderungen gleich waren, wie bei der Wirkung der Schlafmittel. Nur in zwei Fällen wurden sowohl Calcium als Kalium erniedrigt. Die Natriumwerte erfahren gar keine Veränderung. Die Oberflächenspannung wird wie bei den Schlafmitteln in ganz geringem Maße herabgesetzt.
Auch bei der chronischen Morphinzufuhr läßt sich keine Regelmäßigkeit in bezug auf Calcium- und Kaliumverschiebungen feststellen.
Diese Ergebnisse zeigen deutlich, daß wir es bei der Wirkung der Schlafmittel mit einer ganz gleichmäßigen Beeinflussung des Ionengehaltes im Körper zu tun haben, herrührend von der einheitlichen, auf das Gehirn beschränkten Einwirkung dieser Stoffe in lähmendem Sinne, während das Morphin eine sehr komplexe, individuell verschiedene Wirkung hervorruft, die sich aus Lähmungen und Erregungen, und zwar sowohl zentral wie peripher, zusammensetzt, und dementsprechend auch die Ionenverschiebung eine durchaus unregelmäßige und induviduell verschiedene ist.
Es dokumentiert sich dadurch sehr deutlich die pharmakologisch prinzipiell verschiedene Wirkungsweise der beiden Gruppen.
Wir erblicken deshalb in der durch die Schlafmittel bedingten konstanten Ionenverschiebung eine Reaktion des Körpers, die in genetischer Beziehung zum Schlafeintritt steht.
Literatur
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Cloetta, M., Brauchli, E. Der Einfluß des Morphins auf den Ionengehalt des Blutplasmas. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 111, 254–262 (1926). https://doi.org/10.1007/BF01867631
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