88. Vergleichende experimentelle Untersuchungen zur Frage der verschiedenartigen Wirkung von Verdauungsspaltprodukten aus bakteriellem und anderem Eiweiß auf gesunde und tuberkulöse Meerschweinschen

Zusammenfassung

Es sollte festgestellt werden, welche Unterschiede in der Wirkung von peptischen und tryptischen Verdauungsspaltprodukten aus Fibrin, aus Coli- und Typhusbazillen auf gesunde und tuberkulöse Meerschweinchen bestehen bei gleichmäßiger auf den Stickstoffgehalt der zu injizierenden Lösungen und das Körpergewicht berechneter kleinster Dosierung. Die Versuchstiere wurden auf den Verlauf ihrer Körpertemperatur und ihr ganzes Verhalten nach den Injektionen beobachtet. Es konnten vier Gruppen unterschieden werden: I. Normalkurven bei gutem Befinden, II. Fieberkurven, Befinden vereinzelt schlecht, III. Mittlere und IV. Schwere Kollapskurven bei meist schlechtem Befinden der Tiere, die zum Teil während des Versuchs oder einige Tage später ad exitum kamen. Wenn auch auffallende individuelle Resistenzunterschiede beobachtet wurden, so erwiesen sich doch im ganzen die aus den Bakterien gewonnenen Verdauungsspaltprodukte als wesentlich giftiger als die Verdauungsprodukte des Fibrins. Der größte Prozentsatz der Fibrintiere reagierte mit Normalkurven oder Fieberkurven, nur wenige mit Kollapskurven, die Typhustiere umgekehrt nur zu kleinem Prozentsatz mit Normalkurven und hohem Prozentsatze mit Kollapskurven. Ähnlich verhielten sich die Colitiere. Am giftigsten waren anscheinend die Typhus-Trypsinspaltprodukte. Die spezifisch giftige Wirkung der Typhuspräparate unterscheidet sich von der Wirkung der Fibrinpräparate mehr quantitativ als qualitativ. Die tuberkulösen Meerschweinchen reagierten in der Regel nicht anders als die nicht tuberkulösen Tiere desselben Versuchs. Nur bei zwei Tieren ist eine verstärkte Reaktionsweise nicht ganz abzulehnen. Bei zwei im Kollaps ad exitum gekommenen tuberkulösen Tieren war eine Art Herdreaktion zu beobachten; aber auch bei einem nicht tuberkulösen Tiere sahen wir stärkste abdominelle Hyperämie. Das meist gleichartige Verhalten der tuberkulösen und nicht tuberkulösen Tiere gegenüber unseren Spaltprodukten im Gegensatz zu der hohen Giftigkeit des Tuberkulins für tuberkulöse Tiere weist auf die Spezifität des Tuberkulins hin. Das Tuberkulin ist ein Eiweißabkömmling und wird, wie wir uns auch überzeugen konnten, durch peptische oder tryptische Verdauung zerstört. Leukocytenzählungen bei unseren Versuchen ergaben, daß von 27 Typhustieren 19 mit Leukopenie und nur 2 mit unbeeinflußten Leukocytenzahlen, dagegen von 12 Fibrintieren nur 1 Tier mit Leukopenie, 6 Tiere mit gleichbleibender Leukocytenzahl reagierten. Leukopenie kann bei den Typhustieren auch eintreten, wenn die Temperatur keine Abweichung von der Norm aufwies. Leukocytose kann auch durch Nahrungsaufnahme sowie durch Injektion von Aqua destillata sterilisata usw. erzielt werden. Anaphylaktische Erscheinungen konnten wir mit unseren Eiweißkörpern nicht erzeugen.