Die Reaktion des Katzen- und Meerschweinchenuterus auf Adrenalin während der verschiedenen Stadien des Sexualzyklus und ihre hormonale Beeinflussung

Zusammenfassung

• 1. Es wird versucht, die bei manchen Tieren hormonal bedingte Reaktionsart des Uterus auf Adrenalin als Test zum Nachweis des Corpus luteum-Hormons zu benutzen. Die Adrenalinreaktion des Uterus erweist sich hierzu jedoch als unbrauchbar.

• 2. Die Art der hormonalen Abhängigkeit der Adrenalinreaktion des Meerschweinchenuterus wird experimentell untersucht und auf Grund der Versuchsergebnisse versucht, die physiologischen Abhängigkeitsverhältnisse während der verschiedenen Stadien des Sexualzyklus zu erklären. Es ergibt sich, daß in Übereinstimmung mit den experimentellen Befunden auch unter physiologischen Verhältnissen Adrenalin immer dann erregend wirkt, wenn der Uterus unter der alleinigen Wirkung entweder des Follikel-oder des Corpus luteum-Hormons steht, wie es im Oestrus sowie am Anfang oder am Ende der Schwangerschaft der Fall ist; daß der Uterus jedoch von Adrenalin gelähmt wird, wenn er sich unter der gleichzeitigen Einwirkung beider Hormone befindet, wie es während des größten Teiles der Schwangerschaft der Fall ist.

• 3. Bei Behandlung infantiler Tiere mit Follikelhormon tritt die Adrenalinumkehr früher auf als die oestrische Umwandlung der Scheidenschleimhaut. Die Adrenalinumkehr nach Prolanbehandlung wird schon nach kurzer Zeit erhalten, wenn Prolan im Eierstock erst Follikelreifung veranlaßte; sie bleibt aber auch nach langdauernder Behandlung bestehen, wenn es in den Eierstöcken schon zu ausgedehnter Luteinisierung gekommen ist. Während der Behandlung mit Prolan tritt niemals Oestrus auf.

• 4. Die experimentell hervorgerufene Adrenalinumkehr wird nicht durch Atropin, wohl aber durch Ergotoxin aufgehoben. Sie beruht daher wahrscheinlich auf der funktionellen Umstimmung sympathischer Nervenendigungen.

• 5. Es wird eine Übersicht gegeben über die Faktoren, die für die Auslösung der Geburt von Bedeutung sein könnten, und erörtert, inwieweit der bei manchen Tierarten während oder am Ende der Schwangerschaft auftretenden Umkehr der Adrenalinreaktion des Uterus eine physiologische Bedeutung für den Geburtseintritt zukommen könnte.