Die Wirkung des Äthylalkohols auf die Elektrolytempfindlichkeit von Eiweißkörpern

Zusammenfassung

• 1. In einer früheren Arbeit wurde nachgewiesen, daβ der Zusatz von Elektrolyten, welche die Löslichkeit eines Eiweiβkörpers herabsetzen, eine Zunahme der Ultramikronenzahl in der Lösung des Eiweiβkörpers zur Folge hat.

  Die Größe des Ultramikronenzuwachses, mit welchem die Eiweißlösung auf einen bestimmten Elektrolytzusatz reagiert, wird als die «Elektrolytempfindlichkeit» des Eiweißkörpers bezeichnet.

  Diese Eigenschaft wird durch Äthylalkohol gesetzmäßig beeinflußt: Ein Alkoholgehalt von 0,5% setzt die Elektrolytempfindlichkeit der Eiweißkörper herab, während ein Alkoholgehalt von 0,25% sie erhöht.

  Diese Alkoholkonzentrationen sind von einer Größenordnung, wie sie im Blute des lebenden Menschen nach Alkoholgenuß vorkommt. Die beschriebene Alkoholwirkung ist reversibel.

• 2. Die Untersuchungen von Nernst, Gildemeister, Bethe und anderen führen zu der Anschauung, daβ der Erregungsvorgang auf einer Ionenanhäufung an den Zellgrenzflächen beruht, welche eine Durchlässigkeitssteigerung zur Folge hat. Höber vertritt die Ansicht, daβ der Angriffspunkt dieser Ionenwirkung in den Kolloiden der Zellhaut liege.

  Demnach ist die Vorbedingung für die Erregbarkeit einer Zelle die Reaktionsfähigkeit ihrer Grenzschichtkolloide auf Ioneneinflüsse, eine Eigenschaft, die mit dem oben gewählten Begriff der «Elekrolytempfindlichkeit» zusammenfällt.

  Es ist daher naheliegend, die an den Eiweißkörpern nachgewiesene Empfindlichkeitssteigerung durch kleine Alkoholkonzentrationen mit dem Erregungsstadium und die Empfindlichkeitsverminderung durch höhere Alkoholkonzentrationen mit dem Lähmungsstadium der Alkoholnarkose in Parallele zu setzen.