Zusammenfassung
Die Ergebnisse der vorstehenden Untersuchungen lassen sich ungefähr dahin zusammenfassen:
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1.
Die Höhe der im Blut durch Einführung dissoziierter Silberververbindungen erreichbaren Silberionenkonzentration ist in erster Linie durch die Konzentration an Chlorionen bedingt und beträgt der Größenordnung nach dementsprechend wie in reinen anorganischen Nährlösungen etwa 1×10−9.
Da nun die höchst erreichbare Silberionenkonzentration eine Funktion der Chlorionenkonzentration ist, so wird auch in den Geweben je nach dem Chloridgehalt die Höchstkonzentration an Silberionen sich ändern, jedoch der Größenordnung nach keine großen Unterschiede zeigen.
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2.
Beim Zusatz von dissoziiertem Silber steigt die Silberionenkonzentration im Blut viel langsamer an wie in der isoionischen Elektrolytlösung, und es bedarf einer etwa 500 fachen Menge, um die Höchstkonzentration an Silberionen zu erreichen, so daß schließlich eine Menge von etwa 750 mg/l Silber nötig ist, um die mögliche Höchstkonzentration zu erreichen.
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3.
Bei der Prüfung der Frage, durch welchen Bestandteil des Blutes die von der reinen Elektrolytlösung abweichende stärkere Bindung des Silbers bewirkt wird, zeigt sich, daß die Bindung an eine Substanz im Serum erfolgt, und daß es hier die Albumine sind, an die die Bindung erfolgt, während die Globuline keinen Einfluß zu haben scheinen.
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4.
Die Reihenfolge der beiden Reaktionen, nämlich der Bildung von Chlorsilber und der Bildung von Silberalbumin, ist so anzunehmen, daß die beiden Reaktionen gleichzeitig nebeneinander stattfinden und zwischen den beiden ein gesetzmäßiges Gleichgewicht besteht.
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5.
Die Natur der Albumineiweißverbindung wird geprüft und es zeigt sich, daß die Reaktion dem Gesetz der Adsorptionsisotherme folgt. Auch sonst sprechen verschiedene Umstände dafür, daß die Silberionen adsorbiert werden. Es wird auf die Bedeutung dieser Tatsache für die Anschauungen über den Unterschied zwischen Albumin und Globulin und für das Verständnis der cytotoxischen Wirkung des Silbers hingewiesen.
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6.
Es wird die große Bedeutung der Komplexkonstante für die Bakterizidität komplexer Silberverbindungen betont, indem feste Komplexe unwirksam sein müssen und sich als solche auch erwiesen haben, während lockere Komplexe unter Umständen eine sehr hohe Wirkung entfalten können.
Literatur
I. und II. Mitteilung vgl. Dieses Archiv, Bd. 100, S. 162 und Bd. 107, S. 316.
Neergaard, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 1923, Bd. 100, S. 162.
a. a. O..
Schlee, Biochem. Zeitschr. 1924, Bd. 148, S. 383.
Nach Pauli und Matula wird wahrscheinlich Anion und Kation in gleicher Menge gebunden. Der Ladungssinn (anodisch) bleibt beim Ag-, im Gegensatz zum Fe-Albuminat gleich (a. a. O.).
Die Albumin- und Globulinlösungen wurden mir in dankenswerter Weise von P.-D. Dr. Rohrer und Frl. Bögler vom Physiologischen Institut Basel (Prof. Metzner) überlassen.
Fleisch, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 1922, Bd. 94, S. 22.
Fanconi, Biochem. Zeitschr. 1923, Bd. 139, H. 4/6, S. 321.
Avis, Kolloidchem. Beih. 1915, Bd. 8, H. 1–3. — Freundlich, Kolloid-Zeitschr. Bd. 3, S. 212. — Brailsford, Robertson, Kolloid-Zeitschr. Bd. 3, S. 49.
Die Werte der Konstanten lassen sich graphisch oder rechnerisch bestimmen, α wäre die Strecke der Ordinate vom Schnittpunkt mit der Geraden bis zum koordinierten Nullpunkt. 1/n die Neigung der Geraden gegen eine durchsie gelegte Parallelabszisse. Als belanglos für unsere Bestimmung sind sie in der Abbildung nicht dargestellt.
Meneghetti, Biochem. Zeitschr. 1922, Bd. 131, S. 38.
Morawitz, Kolloidchem. Beih. 1910, Bd. 1, S. 301.
Herlitzka, Biochem. Zeitschr. 1908, Bd. 9, S. 481.
Süpfle und Müller, Arch. f. Hyg. 1920, Bd. 89, H. 7/8.
Neergaard,a. a. O..
Pauli und Matula, Biochem. Zeitschr. 1917, Bd. 80, S. 187.
Pichler und Wöber, Biochem. Zeitschr. 1922, Bd. 132, S. 420.
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Mit 3 Kurven.
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v. Neergaard, K. Experimentelles zur intravenösen Silbertherapie. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 108, 295–312 (1925). https://doi.org/10.1007/BF01863777
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