Zusammenfassung
Wir glauben durch unsere Untersuchungen den Nachweis erbracht zu haben, daß zur Entstehung einer Thrombose zwei Momente zusammenwirken müssen, nämlich: eine Stromverlangsamung, sie kann generell den ganzen Kreislauf betreffen oder auch nur lokaler Art sein, und weiterhin die im vorstehenden von uns näher charakterisierten chemischen und physikalisch-chemischen Änderungen der Blutflüssigkeit und der korpuskulären Elemente. Von ausschlaggebender Bedeutung ist in dieser Hinsicht die Säuerung, die sich in den meisten Fällen auf eine Anhäufung von Kohlensäure zurückführen läßt und die Verminderung der elektrischen Plättchenladung. Diese Veränderungen werden in gewissem Umfange schon durch die Stromverlangsamung allein bedingt, wobei der Grad der letzteren maßgebend ist. Bei einem normalen Blutchemismus genügen diese Veränderungen nicht, einen Thrombus zu erzeugen. Trifft aber die Stromverlangsamung schon auf einen aus anderen Gründen abnormen Blutchemismus, so z. B. auf eine verminderte Kolloidstabilität des Blutes, also auf eine Vermehrung der Fibrinogen-Globulinfraktion, so werden die obigen Faktoren erheblich verstärkt. Denn eine herabgesetzte Kolloidstabilität bedingt einerseits allein schon eine Verminderung der Plättchenladung, andererseits ist durch sie die Pufferungsmöglichkeit des Blutes verschlechtert. Durch diese letztere Tatsache aber wird wiederum die Säuerung des Blutes begünstigt und dadurch weiterhin die Plättchenladung herabgedrückt. Man könnte in diesem Sinne geradezu von einem circulus vitiosus sprechen.
Aber gerade diese Verhältnisse trifft man bei den Fällen, bei denen erfahrungsgemäß Thrombosen recht häufig auftreten. Die Richtigkeit dieser Anschauung glauben wir durch die gelungene experimentelle Erzeugung echter Thrombosen erwiesen zu haben.
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Für die Durchführung der anatomischen Untersuchungen sind wir Herrn Prosektor Dr. Emmerich und Herrn Dr. Reecke zu besonderem Danke verpflichtet.
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Stuber, B., Lang, K. Die Pathogenese der Thrombose. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 154, 22–40 (1930). https://doi.org/10.1007/BF01862701
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