Zusammenfassung
Es gelingt bei gewissen Vogelarten (in meinen Versuchen Finken), den reinen Schlaf von einer leichten Narkose zu trennen.
Beim normalen Vogel läßt sich reiner Schlaf am Tag nicht mit allen untersuchten Schlafmitteln hervorrufen, und wo dies wohl gelingt, ist der Unterschied zwischen kleinster Schlafdosis und kleinster narkotischer Dosis nur gering.
Wenn man die Tiere Tag und Nacht nur bei künstlicher Beleuchtung hält, werden sie polyphasisch (im Gegensatz zum monophasischen Verhalten bei der natürlichen Beleuchtung). Sie zeigen unter diesen Umständen eine Schlafbereitschaft. Es gelingt jetzt mit viel kleineren Dosen Schlaf zu erzeugen, als sie für dasselbe Tier bei natürlicher Beleuchtung am Tage notwendig sind. Jetzt besteht eine viel größere Differenz zwischen Schlafdosis und narkotischer Dosis. Als am wenigsten geeignetes Schlafmittel hat sich Urethan gezeigt, als am meisten geeignet (wenn es keine Nebenwirkung auf die Rückenmarksreflexe hätte) Chloralose. Nach Ausschaltung von Chloralose bleiben als geeignet übrig Chloralhydrat und Barbitursäurederivate. Dies stimmt mit den Erfahrungen am Krankenbett überein.
Die Empfindlichkeit der Finken unter diesen Umständen ist (auf gleiches Körpergewicht berechnet) etwa dieselbe wie die des an Schlaflosigkeit leidenden Menschen.
Durch diese Versuchsbedingungen nimmt auch die kleinste narkotische Dosis ab, jedoch weniger stark als die kleinste Schlafdosis.
Das Somnacetin wirkt auf Veronalnatrium berechnet 20 mal so stark schlaferzeugend als reines Veronalnatrium. Die kleinste narkotische Somnacetindosis enthält 1/3 von der kleinsten narkotischen Veronalnatriumdosis.
Literatur
Magnus, Körperstellung. Berlin 1924.
Szymanski, Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. 1914, Bd. 158, S. 343. Kanarienvögel). Biol. Zentralbl.
Renner, Schlafmitteltherapie. Berlin 1925.
von Noorden, Therapie der Gegenwart 1911, Hft. 6.
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Hondelink, H. Schlafmittelversuche an Finken. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 163, 662–671 (1932). https://doi.org/10.1007/BF01862620
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