Zusammenfassung
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1.
Die verschiedenen pflanzlichen Reizstoffen zugeschriebenen warzenbeseitigenden und hautcarcinomheilenden Wirkungen wurden einer experimentellen Nachprüfung an Mäusen unterzogen. Als Tumormaterial kamen Warzen und Hautcarcinome zur Verwendung, die durch Pinseln mit dem carcinogenen Teerderivat “Benzpyren” erzeugt worden waren.
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2.
Unter der Behandlung mit dem frischen Milchsaft des Chelidonium majus, die teils im Warzenstadium teils im Carcinomstadium einsetzte, konnte kein Einfluß bezüglich Wachstumsgeschwindigkeit und-ausmaß, Nekrosenbildung und Nekrosenabstoßung, sowie bei den Warzen bezüglich des Zeitpunktes des Überganges in Carcinome nachgewiesen werden.
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3.
Unter der Behandlung mit dem frischen Milchsaft der Euphorbia cyparissias, die bei dieser gesamten Tiergruppe im beginnenden Warzenstadium begonnen wurde, um während einer möglichst langen Zeitspanne mit der Behandlung noch das eigentliche Warzenstadium erfassen zu können, sahen wir ebenfalls keinen Einfluß bezüglich der Wachstumsgeschwindigkeit, der Größe, des Zeitpunktes des Überganges in Carcinome, sowie der Nekrosenbildung und der Nekrosenabstoßung.
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4.
Auch die mit Oleum sinapis (1∶5 in Aceton) behandelten Warzen zeigten makroskopisch bezüglich ihrer Größenentwicklung und des Zeitpunktes ihres Überganges in Carcinome keine Abweichung gegenüber den Kontrolltieren. Die histologische Untersuchung erbrachte nur ein unterschiedliches Verhalten im Ausmaß der Nekrosen, derart, daß die behandelten Warzen bzw. Tumoren weniger Nekrosen aufwiesen als die unbehandelten.
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5.
Sämtliche behandelten Warzen und Carcinome zeigten gegenüber den Kontrollen keine Unterschiede betreffs Entzündungsreaktionen, Abgrenzung gegen das umgebende Gewebe, Verhornung und Metastasenbildung.
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6.
Während durch unsere Untersuchungen an experimentell erzeugten Warzen, die ein Zwischenstadium der experimentellen Krebserzeugung darstellen und deshalb spontanen gutartigen Hautwarzen nicht ohne weiteres vergleichbar sind, ein Einfluß der von uns geprüften Hautreizstoffe auf spontan auftretende gutartige Hautwarzen nicht ausgeschlossen werden kann, haben wir für das Chelidonium majus und für die Euphorbia cyparissias den experimentellen Nachweis erbracht, daß diese bei direkter Applikation des reinen Milchsaftes weder die Entstehung noch die weitere Entwicklung eines Hautcarcinoms in irgendeiner Beziehung im Sinne einer Hemmung beeinflussen.
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Die Arbeit wurde mit freundlicher Unterstützung des “Westfälischen Vereins für Krebs- und Lupusbekämpfung, Münster in Westf.”, dem an dieser Stelle unser Dank ausgesprochen sei, ausgeführt.
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Puhlmann, H. Über den Einfluß von pflanzlichen Hautreizstoffen auf das Wachstum des experimentellen Mäusecarcinoms. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 195, 413–424 (1940). https://doi.org/10.1007/BF01862129
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