Zusammenfassung
Als charakteristisches Zeichen der Magnesiumempfindlichkeit des nach der Straub-Fühnerschen Methode präparierten Esculentenherzens wurden zu einer bestimmten Jahreszeit neben Alternans und 2∶1 Rhythmus Lucianische Perioden beobachtet. Die Konzentration an MgCl2, die der normalen Ringerlösung zugesetzt wurde, betrug 0,01%. Dieser im Frühsommer beginnenden und im Frühherbst, in anderen Jahren auch später, abklingenden Magnesiumempfindlichkeit lief eine erhöhte Empfindlichkeit des Esculentenherzens gegen Sauerstoffmangel parallel.
Gleichzeitig wurde der Phosphatidgehalt der Esculentenherzen zu verschiedenen Jahreszeiten bestimmt. Beimagnesiumempfindlichen Esculentenherzen war der Phosphatidgehalt hoch. Werte von 1600 mg aufwärts bis 1900 mg Phosphatid auf 100 g Herz berechnet, wurden für Mg-empfindliche Herzen gefunden. War das Herz Mg-unempfindlich, betrugen die Phosphatidwerte 1400 mg und weniger. Die niedrigsten Phosphatidwerte wurden in der Übergangszeit im Herbst mit 1000–1200 mg beobachtet. Dieser Sturz des Phosphatidgehalts unter die in der übrigen Jahreszeit gefundenen Werte, wurde regelmäßig in 3 Jahren beobachtet.
Eine von anderer Seite gemachte Untersuchung über die jahreszeitliche Schwankung der Empfindlichkeit des Esculentenherzens gegenüber Digitaloiden aus Magnoliarinde zeigt eine auffällige Übereinstimmung im Kurvenverlauf mit den hier gefundenen Schwankungen der Phosphatidwerte.
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Nach Bloor [J. of biol. Chem.68, 33 (1926);72, 327 (1927)] setzen sich die Phosphatide des Ochsenherzens zusammen aus etwa 7,3 g Kephalin und 9,12 g Lecithin berechnet auf 1000 g Frischsubstanz. Kephalin und Lecithin stellen Monoaminomonophosphorsäuren dar. Ihr N:P-Verhältnis ist 1∶1. Urban [Biochem. Z.293, 264 (1937)], der menschliche Herzen auf ihre Phosphatide analysierte, fand das Verhältnis N:P=1,5∶1, also ein Überwiegen des Stickstoffs. Ob hieran das Vorkommen von Poly- oder Diaminophosphatiden wie Sphingomyelin im Herzmuskel schuld ist, erscheint nach Urban noch fraglich. Nach Klenk [Z. f. physiol. Chem.221, 67 (1933)] kommt im Herzen nur wenig Sphingomyelin vor. Welche Stoffe die Vermehrung des Stickstoffs bedingen, ob auch Nichtphosphatidstickstoff, der nur schwer vom Phosphatidmolekül trennbar ist, hier in Frage kommt, ist nicht entschieden. — Hier wurden die immer mit derselben Methode zu verschiedenen Jahreszeiten ermittelten Phosphatidwerte miteinander verglichen. — Es ist sicherlich nicht anzunehmen, daß die großen Unterschiede im Phosphatidgehalt des Esculenten-Herzens auf mitoxydierte Nichtphosphatide, die nur schwer vom Phosphatidmolekül trennbar sind, zurückzuführen sind.
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Nach Bloor erfordert 1 mg Oleopalmityl-Lecithin 3,11 ccm n/10 Bichromat, 1 mg Kephalin 3,12 ccm n/10 Bichromat. Andere Lecithine und Kephaline geben hiervon nur wenig differente Werte. Als geeigneten Faktor hat Bloor benutzt: 3 ccm n/10 Bichromat=1 mg Phosphatid. J. of biol. Chem.82, 273 (1929).
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Die Arbeit wurde in Köln 1935 begonnen und in Bonn 1936 fortgesetzt.
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Zain, H. Die jahreszeitliche Schwankung der Magnesiumempfindlichkeit und des Phosphatidgehaltes von Esculentenherzen. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 190, 605–621 (1938). https://doi.org/10.1007/BF01862041
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