Zusammenfassung
Die von Thunberg beschriebene Hemmung der Dehydrasen durch stark verdünnte Lösungen von Tannin beruht nicht auf einer Hemmung der Dehydrasen durch Tannin, sie wurde nur vorgetäuscht durch eine Beeinflussung des angewandten Methylenblaus in seiner Funktion als Akzeptor durch das Tannin. Es wird nämlich
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1.
Durch Tannin die Reduktion von Methylenblau bei der Anwendung auch von Cystein, Detoxin und Ascorbinsäure als Reduktionsmittel bei der Thunberg-Methode ausgesprochen gehemmt.
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2.
Diese Tanninhemmung ist aber abhängig vom Redoxpotential des verwandten Farbstoffindikators. Tannin hemmt immer die Reduktion durch die verschiedenen, angewandten Reduktionsmittel, wenn Kresylblau (E h beip h =7,0+0,047 mV) oder ein Farbstoff mit negativerem Redoxpotential wie Methylenblau als Farbstoffindikator benutzt wird. Werden dagegen die Farbstoffindikatoren benutzt, deren Redoxpotential positiver ist wie das von Kresylblau, so hemmt Tannin die Reduktion dieser Farbstoffe durch Dehydrasen, Detoxin, Cystein oder Ascorbinsäure, auch bei Verwendung größererKonzentrationenoderverschiedenerMilieubedingungen, nicht im geringsten.
Die Vorstellung, daß die biologische Tanninwirkung durch eine (elektive) Hemmung der spezifischen Dehydrasen zu erklären sei, ist abzulehnen. Die Beeinflussung des Redoxpotentials mit dem Angriffspunkt an natürlich vorkommenden Farbstoff-Wasserstoff-Akzeptoren wird als Teilerklärung der biologischen Wirkung von Tanninlösungen in Vorschlag gebracht.
Literatur
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Seitz, W. Über die Hemmung der Dehydrasen durch Tannin. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 188, 68–78 (1937). https://doi.org/10.1007/BF01861940
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01861940