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Physiologische und kolloidchemische Untersuchungen über den Mechanismus der durch Gifte bewirkten Kontraktur quergestreifter Muskeln

IV. Über den Mechanismus der Veratrinwirkung

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Zusammenfassung

Weder in niederen noch in hohen Konzentrationen bewirkt Veratrin eine Veränderung im Laktacidogenbestande des Muskels. Dagegen zeigt die Phosphorsäureausscheidung der in Ringerlösung suspendierten Froschmuskeln ein sehr charakteristisches Verhalten unter dem Einfluß des Veratrins. Bei niederen Giftkonzentrationen, welche die typische Doppelzuckung bedingen, ist die Phosphorsäure-ausscheidung regelmäßig erheblich herabgesetzt. Solche Umstände jedoch, welche die typische Veratrin-Zuckungskurve wieder zum Verschwinden bringen, insbesondere hohe Giftkonzentrationen und rhythmische Reizung, heben zugleich auch die durch niedere Giftkonzentrationen bedingte Hemmung der Phosphorsäureausscheidung wieder auf. Die starke Vermehrung der Phosphorsäureausscheidung isolierter Muskeln unter der Einwirkung lähmender, isotonischer Rohrzuckerlösungen wird durch gleichzeitige Behandlung mit niederen Veratrin-konzentrationen ebenso gehemmt, wie die lähmende Wirkung der Rohrzuckerlösung.

Aus diesen Ergebnissen wird gefolgert, daß zwischen dem Auftreten der typischen Veratrin-Zuckungskurve und der Herabsetzung der Phosphorsäureausscheidung ein ursächlicher Zusammenhang besteht. Es handelt sich bei der Veratrinwirkung um eine Veränderung des Kolloidzustandes der Muskeleiweißkörper, die sich in erster Linie als eine Herabsetzung der Durchlässigkeit der Grenzschichten darstellt. Es wird gezeigt, daß diese Annahme die verschiedenen Erscheinungen der Veratrinwirkung am quergestreiften Muskel einheitlich zu erklären gestattet und daß sie zugleich zu einer Theorie der Doppelzuckung überhaupt, insbesondere der Funkeschen Nase, führt.

Die Richtigkeit dieser Anschauungen wird, wie in der nächsten Mitteilung ausführlich dargelegt werden soll, dadurch erwiesen, daß es in der Tat eine bisher unbekannte Wirkung des Veratrins auf den Kolloidzustand von einfachen Eiweißsolen gibt, die, nach bestimmten Regeln verlaufend, die Grundlagen für die kolloidchemische Erklärung der Veratrinwirkung zu geben vermag.

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Riesser, O., Neuschlosz, S.M. Physiologische und kolloidchemische Untersuchungen über den Mechanismus der durch Gifte bewirkten Kontraktur quergestreifter Muskeln. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 93, 179–207 (1922). https://doi.org/10.1007/BF01861417

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