Zusammenfassung
Um die Gesetzmäßigkeiten kennenzulernen, denen pharmakologische Reaktionen im Lungenkreislauf unter physiologischen und pathologischen Bedingungen folgen, wurde am spontan atmenden Ganztier bei intaktem Kreislauf der Einstrom und der Abfluß im kleinen Kreislauf, der Druck in der Arteria femoralis und die Atemmechanik bei Hunden, deren allgemeine Kreislauflage willkürlich variiert wurde, fortlaufend registriert.
Die Umstimmung der Kreislauflage wurde folgendermaßen erzielt:
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1.
Bei vagotonischen Tieren kann man durch Atropindarreichung eine Drucksteigerung im großen Kreislauf, Tachykardie, Erhöhung des Zirkulationsvolumens und Füllung des Blutdepots in der Lunge hervorrufen.
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2.
Durch eine tiefe Pernoktonnarkose kann man Arteriendrucksenkung, Füllung des Blutdepots in der Lunge, Verminderung des Zirkulationsvolumens, Hypoventilation erzeugen.
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3.
Durch Verminderung der Gesamtblutmenge, Entnahme kleiner Blutmengen (100 ccm) in bestimmten Abständen (5 Minuten) kann man zwei Formen der Kreislaufumstellung erzielen. Anfangsstadium, Verminderung der Gesamtblutmenge um 5–10%: Arteriendruck unverändert, Zirkulationsvolumen unverändert, Abnahme des Blutdepots in der Lunge, Hyperventilation. Spätstadium, Verminderung der Gesamtblutmenge um etwa 25%: Arteriendrucksenkung, Verminderung des Zirkulationsvolumens, Abnahme des Blutdepots in der Lunge, Hyperventilation.
Unter relativ physiologischen Bedingungen — wir verstehen darunter den Zustand, der im Verlaufe einer Morphin-Pernoktonnarkose nach Überwindung des Operationsshockes durch die Wiederkehr der ursprünglichen Atmungs- und Druckverhältnisse sowie der normalen Reflexerregbarkeit ausgezeichnet ist — wurde die Einwirkung von Lobelin, Kardiazol, Bariumchlorid, Adrenalin, Pitressin, Calcium (Sandoz), Histamin Amylnitrit und verschiedener Fraktionen des Muskelextraktes kurz besprochen.
Am Beispiel des Adrenalins wurde gezeigt, daß die gleiche Adrenalindosis an ein und demselben Tiere je nach der allgemeinen Kreislauflage, die wir ausführlich beschrieben haben, nicht nur einen verschiedenen Einfluß auf den Druckablauf und die Atemmechanik besitzt, sondern auch die Lungen hinsichtlich der Durchblutung, bald im Sinne einer Steigerung, bald im Sinne einer Verminderung, und in Bezug auf das Blutdepot durch Auspressung oder Auffüllung verändern kann.
Es ist anzunehmen, daß auch die übrigen genannten Mittel, die wir aus technischen Gründen nicht in gleicher Weise systematisch untersuchen konnten, ähnliche Variationen ihres Wirkungsmechanismus bei verschiedenen Kreislauflagen zeigen.
Literatur
Hochrein und Keller, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 1932 (in Druck).
Rigler und Rothberger, Bethe-Bergmanns Handb. d. normalen u. pathol. Physiol. 1927, Bd. 7, Hft. 2, S. 1002–1037.
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Hochrein, M., Keller, J. Beiträge zur Blutzirkulation im kleinen Kreislauf. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 164, 552–564 (1932). https://doi.org/10.1007/BF01860251
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01860251