Zusammenfassung
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1.
Der Sauerstoffgehalt des arteriellen Blutes ist w\:ahrend der \:Athertropfnarkose vermindert, w\:ahrend der \:Atherluftnarkose mit dem Henle-Tiegelschen Apparat meist leicht, w\:ahrend der \:Athersauerstoffnarkose mit dem Roth-Dr\:agerschen Apparat deutlich erh\:oht.
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2.
Die Bindungsf\:ahigkeit des Blutes f\:ur Sauerstoff (der H\:amoglobingehalt) nimmt bei allen drei Narkosen zu.
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3.
Das Sauerstoffdefizit im arteriellen Blut ist w\:ahrend der \:Athertropfnarkose deutlich, w\:ahrend der \:Atherluftnarkose etwas weniger stark erh\:oht, w\:ahrend der \:Ather-Sauerstoffnarkose vermindert, mit anderen Worten, die Bluts\:attigung mit Sauerstoff liegt w\:ahrend der \:Athertropf- und \:Atherluftnarkose unter, w\:ahrend der \:Ather-Sauerstoffnarkose \:Uber der Norm.
Bei Störungen des normalen Narkoseverlaufes durch technische Fehler (Überdosierung, mechanische Atmungsstörungen) treten vorübergehend sehr starke Verminderung des Sauerstoffgehaltes sowie sehr starke Erhöhung des Sättigungsdefizits im arteriellen Blut auf.
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4.
Dem Grade des Sauerstoffdefizits im Blut bei der normal verlaufenden Narkose entspricht die H\:ohe des Milchs\:aurespiegels, der bei dem deutlichen Sauerstoffdefizit w\:ahrend der \:Athertropfnarkose stark, bei dem geringeren Defizit w\:ahrend der \:Atherluftnarkose weniger stark und bei dem unternormalen Defizit der \:Athersauerstoffnarkose kaum erh\:oht ist. Die Milchs\:auresteigerung bei \:Athernarkose ist also offenbar gr\:o\sBtenteils, wenn auch nicht ausschlie\sBlich, durch das Sauerstoffs\:attigungsdefizit bedingt. Die ungen\:ugende Sauerstoffs\:attigung im arteriellen Blut f\:uhrt zur Resynthesehemmung der Milchs\:aure. Die durch technische Fehler hervorgerufenen, vor\:ubergehenden Schwankungen des Defizits haben wegen ihrer Fl\:uchtigkeit keinen merklichen Einflu\sB auf den Milchs\:aurespiegel.
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5.
Die Ver\:anderungen des Sauerstoffdefizits des Blutes sind ebenso wie die Ver\:anderungen des Blutmilchs\:aurespiegels keine integrierenden Bestandteile der \:Athernarkose, sondern Nebenerscheinungen, die im Zusammenhang stehen mit der Verabreichungsart des \:Athers.
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Pyrogallol erwies sich als unbrauchbar.
S. z. B. die Lehrbücher der Physiologie von Trendelenburg-Loewi, Landois-Rosemann usw.
Entsprechend dem absoluten Sauerstoffgehalt ist naturlich auch der absolute Kohlensäuregehalt des Blutes von zwei Faktoren abhängig, der Kohlensäurebindungsfähigkeit und der Kohlensäurespannung. Da die Kohlensäurebindungsfähigkeit des Blutes beim Hund in der Äthernarkose stets abnimmt (Wymer, Fuss), so müßte bei gleichbleibender Kohlensäurespannung die Blutkohlensäure während der Narkose abnehmen. Zunahmen der Blutkohlensäure sind also stets auf Zunahmen der Kohlensäurespannung im Blut bzw. in den Alveolen zurückzuführen.
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Fuss, H., Derra, E. Zur Frage der Oxydationsverminderung während der Ärnarktheose. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 156, 64–84 (1930). https://doi.org/10.1007/BF01859313
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