Zusammenfassung
1.Ricker undRegendanz fanden im Höhepunkt der Entzündung Stase und haben im untersuchten Gefäßgebiet sehr häufig Stase gesehen. Ich konnte nie einwandfrei Stase nachweisen, indem diese Diagnose noch außerordentlich großen Fehlerquellen ausgesetzt ist, und zwar auch dann, wenn uns ausgezeichnete Beleuchtungsmethoden, wie sie dieGullstrandsche Spaltlampe bietet, zur Verfügung stehen.
2.R. u.R. fanden peristatische Verlangsamung als häufigstes Zirkulationsbild im entzündeten Auge und im Pathologischen überhaupt. Im Gegensatz dazu sah ich sehr häufig Beschleunigung im erweiterten Gefäßnetz, unter Erhaltung der Constrictorenerregbarkeit (geprüft durch Adrenalinversuche).
3. Verlangsamung, Stillstand und Stase sind nachRicker undRegendanz durch nervösen Einfluß hervorgerufen, der die Constrictoren der Capillaren lähmt und durch vorgeschaltete Arterienvasokonstriktion die Strömung der Capillaren verlangsamt. Ich konnte nie völlige Lähmung der hypothetischen Vasocontrictoren der Capillaren beobachten (Adrenalinversuche) und fand, daß zum mindesten der Stillstand, am häufigsten in kleinsten Venen und in verödenden Capillaren zu beobachten, auf Vasokonstriktion und nicht Lähmung der Capillaren beruht.
4. Die vonR. u.R. beobachtete Verzögerung und Umkehr der Adrenalinreaktion konnte ich nie nachweisen, obwohl ich solche Reaktionen in jedem Zustand von Entzündung angestellt habe.
Es bleibt mir die angenehme Pflicht, Herrn Prof.Vogt für die Leitung und stete Mithilfe an meiner Arbeit herzlichst zu danken, ebenso Herrn Prof.Roessle, der die erste Anregung zu dieser Arbeit gegeben hatte. Herrn Prof.Stargardt danke ich für freundliche Überlassung seiner zitierten Schrift.
Literaturverzeichnis
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Lehner, A. Die Zirkulation im Randschlingennetz des menschlichen Auges bei reizfreiem und entzündetem Bulbus. Graefes Arhiv für Ophthalmologie 113, 16–30 (1924). https://doi.org/10.1007/BF01856521
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