Schlußwort
Es liegt mir ferne, die bisherige mühsam erdachte Technik, von der JodtinkturSchoelers bis zur LaugeGuists und zur DiathermieWewes, Larssens undSafars geringschätzig beurteilen zu wollen. Alle haben Wertvolles vollbracht, nicht zuletzt die Technik des Begründers des Lochverschlusses,Gonin, der mitPaquelin und Starmesser bewunderungswürdige Pionierarbeit leistete. Aber es ist Pflicht der Forschung, an die Stelle des Guten Besseres zu setzen.
So wenig wir die Cilien des zarten Lidrandes mit „Feuer und Schwert“ oder gar mit Lauge ausrotten — wir würden damit die Cilien vielleicht beseitigen, aber gleichzeitig irreparable Schäden erkaufen —, so wenig dürfen wir heute das Foramen des noch viel zarteren Netzhautgewebes mit Glut und Messer in Angriff nehmen, wollen wir nicht auch hier auf grobe Art ungewollte Zerstörungen anrichten. Die Katholyse vermeidet solche Nebenwirkungen schon durch ihre minimale Energiemenge. Die geringe Energiemenge an sich bedingt maximale Dosierbarkeit. Der Wasserstoffschaum ist nützliches Nebenprodukt. Denn er markiert ophthalmoskopisch die Einstichstelle mit unerreichter Deutlichkeit.
Literaturverzeichnis
Vogt, A. Klin. Monatsbl. Augenheilk.84, 339 (1930). VonKnapp und anderen bestätigt. Eine totale postneuritische Atrophie mit S = 0 erlebte ich in einem Falle von temporalem schweren traumatischen Oraabriß, der eine Ignipunktur in dichter Nähe der linken Papille erforderte (21jähriger Fahrknecht J. Gerster, nach der Ignipunktur anfangs Januar 1930 schwere Neuritis n. optici, die in Atrophie überging).
Vogt, A. Klin. Mbl. Augenheilk.84, 305 (1930); siehe den dort abgebildeten, am 17. August 1929 mit Flächenkauterisation behandelten Fall 16, S. 319, Abb. 30. Siehe auch ibidem Text S. 335.
DieAnode erzeugt keine Bläschen (Schoeler undAlbrand 1894). Zur Orientierung ist sie also weniger geeignet (experimentelle Versuche von Oberarzt Dr.Schläpfer). AmMenschen ist dieAnodenwirkung schon 1893 und 1894 vonSchoeler geprüft worden sowie 1893 vonAbadie. Am normalen Kaninchenauge haben 1933A. v. Szily undMachemer die Wirkung der Anode (nicht die der Kathode) ophthalmoskopisch und histologisch untersucht. Vor mir ist die Kathodenwirkung auf das Auge weder klinisch noch experimentell von jemand geprüft worden.
Eine solche habe ich zwar nie gesehen, aber es ist klar, daß sie durch zu langes Verweilen der Nadel und durch zu häufiges Einstechen an derselben Stelle, wie auch durch zu hohe Stromstärke eintreten müßte. In ihren Experimenten mit derAnode am normalen Kaninchenauge [Klin. Mbl. Augenheilk.90, 806 (1933)] verwendetenA. v. Szily undMachemer um das 20–100 und mehrfache höhere Stromstärken als ich sie zur Heilung der Netzhautablösung benützte, nämlich 5–20 mA. während 5–20 Sek., an einem normalen Menschenauge 20 mA. während 10 Sek. (statt 1/2–1 mA. während 1/4–1 Sekunde). Sie konnten dementsprechend prinzipiell keine wesentlichen Unterschiede gegenüber der Diathermiewirkung feststellen. Solche hohen Intensitäten würde ich bei Netzhautablösung des Menschen wegen der Gefahr der Nebenwirkungen für ungeeignet halten, besonders auch, weil dieDosierbarkeit dadurch extrem leiden müßte.
Der Fall weist auf die relative erblicheSelbständigkeit der die Axenmyopie begleitenden Degenerationsmerkmale hin. Hierzu gehören periphere und makuläre Fundusdegeneration, Glaskörperdestruktion, Amotio, parapapilläre Aderhautatrophie. Über diese Selbständigkeit habe ich früher schon berichtet und einer meiner Schüler (Eduard Vontobel 1929) hat Beobachtungen dieser Art zu einer Dissertation (Zürich) zusammengestellt [s. auchVontobel: Graefes Arch.122, 311 (1929)].
Vogt, A. Klin. Mbl. Augenheilk.92, 577 (1934).
Vgl.A. Vogt Klin. Mbl. Augenheilk.92, 436 (1934).
Vogt: Sitzgsber. Schweiz. ophthalm. Ges., 4. Mai1934 u. Z. Augenheilk. Sept.1934.
Schoeler: Klin. Mbl. Augenheilk.
Schoeler u.Albrand: Experimentelle Studien usw. Wiesbaden: J. F. Bergmann. S. derenhistologische Befunde S. 9.
Abadie: Soc. franç. dophthalm.1893.
Annales dOcul.1893.
Szily, A. v. u.Machemer Klin. Mbl. Augenheilk.90, 806 (1933);92, 44 (1934).
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Vogt, A. Erfolge der Kathodenelektrolyse („Katholyse“), einer neuen Methode zur Heilung der Netzhautablösung. Graefes Arhiv für Ophthalmologie 133, 26–40 (1934). https://doi.org/10.1007/BF01854420
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