Zusammenfassung
Der Zusammenhang zwischen Störungen der Hypophysenfunktion und Glaukom ist vielfach bewiesen. Zahlreiche Beobachtungen und Versuche zeigen des weiteren, daß die Hypophyse eine wichtige Rolle in der Regulierung des intraokularen Druckes ausübt. Der kausale Zusammenhang ist aber bisher nicht klar; wir verfügen über keinen Grundgedanken, auf den wir alle Beobachtungen, Versuchsresultate und die Ergebnisse der Beziehungen zwischen Hypophyse und intraokularen Druck bzw. Glaukom in einem einheitlichen System aufbauen können.
Glaukomfälle, die der Autor bei Morbus Cushing beobachtete, sowie die Bestätigung dieser Befunde von anderen Autoren, des weiteren die kausale Analyse anderer Beziehungen zwischen Hypophyse und Tension zeigten, daß die vorherrschende Rolle in der Regulierung des Augendruckesdie basophilen Zellen des Hypophysenvorderlappens spielen. Dieser Gedanke wurde durch die größere Häufigkeit des Glaukoms im höheren Alter, sowie durch die Beobachtungen des intraokularen Druckes bei Akromegalie, Dystrophia adiposogenitalis, Kretinismus (hypophysär bedingt), Myxödem, Knochenbrüchigkeit mit blauen Skleren, Morbus Cushing, des weiteren in der Schwangerschaft unterstützt. Die Hyperfunktion bzw. die Vermehrung der basophilen Zellen erhöht die Tension, der Schwund der basophilen Zellen bedingt einen niedrigen intraokularen Druck.
Die Hormone des Hinterlappens erniedrigen die Tension, sie sind aber nicht imstande, den intraokularen Druck in positivem Sinne zu beeinflussen.
Der Wirkungsmechanismus der Hypophysenhormone ist noch nicht geklärt. Nach Ansicht des Autors ist der größte Teil der primären Glaukomfälle, besonders das chronische Glaukom, als Manifestation eines gestörten Hypophysengleichgewichts aufzufassen.
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Tatár, J. Über die Rolle der Hypophyse in der Ätiologie des chronischen Glaukoms. Graefes Arhiv für Ophthalmologie 146, 253–261 (1943). https://doi.org/10.1007/BF01854281
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