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Leukoskop zur Untersuchung partiell Farbenblinder

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Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Es wird eine einfache, leicht improvisierbare Modifikation desHeringschen Leukoskops angegegeben, welche die Erkennung von Rotgrünblindheit auf Grund von individueller Herstellung eines dem Protanopen bzw. Deuteranopen farblos, dem Farbentüchtigen rot (oder grün) erscheinenden Gemisches aus zwei Komponentne, nämlich aus rotem (bzw. grünem) und blauem oder gelbem Glasfilterlicht gestattet. Die Einstellung erfolgt im ungeteilten Felde auf Grund von reiner Empfindungsanalyse, nicht nach dem Gleichungsprinzipe, welches bei eiliger Prüfung, bei anspruchsvollen Beobachtern oder gar bei solchen, die ihr Gebrechen verbergen wollen, oft nicht zum Ziele führt. Am modifizierten Leukoskop wird die Qualität und die relative Durchleuchtungsstärke des Gelb- und des Blaufilters absichtlich so gewählt, daß sie — ausnahmsweise vereint ohne Grundlicht — für Farbentüchtige wie für Farbenblinde Grau ergeben. Unter diesen Bedingungen ergänzen sich nämlich die prozentischen Durchlässigkeitszahlen der Filter beiläufig auf einen konstanten Wert und kompensieren sich gewisse Überschüsse von gegenfarbiger Valenz (beispielsweise an Rot- und Grünstrahlungen); ein evtl. schwacher Rest an farbiger freier Valenz wird leicht unmerklich durch die relativ hohe Weiß-Helligkeit (splendid isolation) des beschränkten Feldes auf lichtlosem Grund.

    An dem beschriebenen Apparate kann zwischen scheinbarem Grau (für den Farbentüchtigen: Rot oder Grün), wirklichen Grau (d. h. auch für den Normalen zutreffendem Grau) und durch wirkliches Grau verdünntem Scheingrau (= Rot oder Grün) beliebig gewechselt werden. Auf diese Weise können auch anspruchsvolle Rotgrünblinde befriedigt, ferner Farbenschwäche erfaßt, endlich Dissimulanten entlarvt werden.

    Mit einer anderen Filterkombination wäre auch Gelbblaublindheit leicht erkennbar.

  2. 2.

    Ähnlich wie bereitsSeebeck, Maxwell, Dufour, Krischmann, Ahlenstiel mitSachs undStreckfuß u. a. hat sich auch dem Autor seit 30 Jahren die Benützung einer Brille bzw. eines Kneifers mit je einem roten und einem grünen Glas bewährt, welches individuell passend so zu wählen ist, daß der Träger bei einäugiger Betrachtung sonst ihm gleich erscheinende, jedoch objektiv verschiedengeartete Farbstufen möglichst verschieden hell sicht und zwar nach der Regel: was dabei dem rotbewaffneten Auge heller erscheint, ist rötlich, das dunklere grünlich. Zudem wird eine systematische Schulung geeigneter Dichromaten, welche in ihrem Berufe auf Unterscheidung von Farbstufen angewiesen sind, empfohlen, um ihnen eine möglichst feine Differenzierung der Sättigungsgrade und Nuancen beizubringen.

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Literatur

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  2. Vgl. auch PflügersArch.42, 119 (1888). Analoges gilt von der Vorrichtung nachC. v. Heß: Arch. Augenheilk.86, 222 (1920); Z. Augenheilk.43, 28 (1920).

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  4. Die dadurch bewirkte physikalische Subtraktion hat gegenüber der physikalischen Addition, wie sie durch Zuspiegelung erreicht wird, allerdings den Nachteil geringerer Lichtstärke. Vgl. die Ausführungen vonTschermak-Seysenegg, A.: Beiträge zur physiologischen Optik.Bethes Handbuch der Physiologie, Bd. 12, S. 295 spez. S. 418, 1929.

  5. Auch Farbkeile nachGoldberg, wie sieC. v. Heß (zit. in Anm. 1, S. 410) verwendet hat, wären brauchbar.

  6. Vgl.T. Tschermak-Seysenegg Beiträge zur physiologischen Optik. I.Bethes Handbuch der Physiologie, Bd. 12, S. 295 spez. 416. 1929.

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  7. E. Hering hat diesem Apparate keine Spezialbeschreibung gewidmet, sondern nur die mit dieser Vorrichtung angestellten Beobachtungen in seinen Darstellungen des Licht- und Farbensinnes mit verwertet. Speziell war ihm darum zu tun, damit zu demonstrieren, daß zwar aus drei passend gewählten Lichtern — nämlich gelblichrot, (gelblich)grün und blau — Grau zu mischen ist, daß jedoch das Blau nur zur Kompensation des im Rot (und evtl. auch im Grün) mitenthaltenen Gelb dient. Dieser Gelbanteil tritt nämlich bei Abblenden des Blaulichtes, also bloßer Mischung von Rot und Grün als gelbgrauer Rest hervor, verschwindet hingegen bei Wiederzugabe des Blaulichtes. Farblose Dreilichtermischung bedeutet demnach eine kompensative Vierfarbenkombination, d. h. Addition der Weißvalenzen der drei Lichter bei physiologischer Subtraktion der gegenfarbigen Valenzen. [Vgl.A. Tschermak- Seyssenegg: Bethes Handbuch der Physiologie, Bd. 12, S. 295 spez. S. 416 ff., 1929.

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  9. In definitiver Ausführung kann derselbe als „modifiziertesHeringsches Leukoskop“ vom Mechaniker des Deutschen Physiologischen Institutes in Prag bezogen werden.

  10. Darauf bezüglich sei an die beiden interessanten Fälle von Lokomotivführern erinnert, welche bei wiederholter Prüfung als „farbentüchtig“ klassifiziert waren, bei genauer Nachprüfung [C. v. Heß: Arch. Augenheilk.91, 133 (1922);Hack: Z. Bahnärzte29, 202 (1934)] jedoch als rotgrünblind erwiesen wurden [vgl. dazu auchVierling: Z. Bahnärzte17, 155 (1922);20, 117 (1925)].

  11. Einewirkliche Steigerung wäre auf eine (tertiäre) Rückwirkung des in der Nachbarschaft der primären Weißerregung induzierten (sekundären) Kontrastschwarz zu beziehen. Gegen eine solche Annahme sprechen jedoch meines Erachtens gewichtige Gründe. Vgl.A. Tschermak-Seysenegg: Erg. Physiol.2 II, 726, spez. 769 (1904).

  12. Bethes Handbuch der Physiologie12, spez. S. 488, 495 (1929).

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  13. S. auchF. G. Heymans: 1. Kongr. f. exper. Psychol. Gießen 1909.

  14. Ahlenstiel, H. E. Sachs undH. Streckfuß Arch. Augenheilk.102, 271 (1930). Auf diese erschöpfende Arbeit sei sowohl ihres Inhaltes wie der Literaturangaben wegen nachdrücklich verwieseri. Mit Recht heben die Autoren auch die Bedeutung der Beleuchtungsart für die Wahl der Filter hervor. Die von den Autoren empfohlenen, in Lupenform verwendeten Wrattenfilter sind bei der A.G. Kodak-Berlin SW 68 erhältich.

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  15. Hinzuzufügen wäre auch die Empfehlung einer Halbgrünbrille bzw. eines roten Monokels für Farbenschwache seitensB. Kern undF. Schöne: Arch. Psychother. u. med. Psychol.1925, H. 2, S. 1.

  16. Favre, A. Arch. gén. Méd. VII.2, 371 (1878).

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Tschermak-Seysenegg, A. Leukoskop zur Untersuchung partiell Farbenblinder. Graefes Arhiv für Ophthalmologie 133, 410–422 (1935). https://doi.org/10.1007/BF01853920

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF01853920

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