Beitrag zur Frage der eidetischen Anlage

Zusammenfassung

Es werden einige Erscheinungen von Anschauungsbildern beschrieben, wie sie bei einer erwachsenen, eidetisch veranlagten Person beobachtet wurden, und mit den vonE. R. Jaensch mitgeteilten Untersuchungsergebnissen verglichen.

Bei Versuchen über dieHering-Hillebrandschen Horopterabweichung an 3 aus verschiedener Entfernung beobachteten Fäden zeigt es sich, daß immer der jeweils fixierte Faden vorspringt. Dasselbe tritt auch bei Betrachtung einer aus 5–7 Fäden bestehenden Fadenreihe ein. Bei mir selbst läßt sich dieHering-Hillebrandsche Horopterabwieichung in ihrem ursprünglichen Sinne und Ausmaße nachweisen. Es bestätigt sich die AngabeKrönckes, daß die aus 5–7 Fäden bestehende Reihe von nichteidetischen Personen zickzackförmig gesehen wird, jedoch läßt sich diese Erscheinung invertieren und ist auch bei monokularer Betrachtung zu sehen. Sie wird in Beziehung gesetzt zu anderen auf die Inversion von Tiefeneindrücken bezüglichen Erscheinungen, welche sich durch das Schwanken der Aufmerksamkeit erklären lassen. Auf Grund der experimentellen Erfahrungen liegt die Annahme nahe, daß dieHering-Hillebrandsche Horopterabweichung, die auf einer ungleichen Verteilung der Breitenwerte auf den beiden Netzhauthälften beruht, bei eidetischer Veranlagung unter Umständen verdeckt werden kann.

Im Anschluß an die physiologischen Untersuchungen werden die Erscheinungen bei der eidetischen Versuchsperson vom Standpunkt derStumpfschen Lehre über Empfindung und Vorstellung einer allgemein psychologischen Betrachtung unterzogen.