Chemische Untersuchungen über die Natur der intraokularen Flüssigkeiten

Schlußfolgerungen

1. Anorganischer Schwefel und Phosphor sind in den intraokularen Flüssigkeiten in geringeren Mengen als im Blutserum vorhanden.

2. Hinsichtlich des Gehalts an anorganischem Phosphor und Schwefel bestehen zwischen dem Kammerwasser und der Glaskörperflüssigkeit Differenzen, die außerhalb der Fehlerquellen der betreffenden Untersuchungsmethoden liegen.

3. Die Unterschiede zwischen der chemischen Zusammensetzung der intraokularen Flüssigkeiten und des Blutserums können vollkommen durch physikalisch-chemische Faktoren, insbesondere durch das Donnan-Gleichgewicht erklärt werden. Bei der Erwägung des Untersuchungsergebnisses muß besondere Aufmerksamkeit dem Zustande der betreffenden Substanzen im Blut geschenkt werden. Denn die partielle Bindung einer Substanz an die Kolloide des Blutes kann Abweichungen vom Donnan-Gleichgewicht vortäuschen und gewissermaßen einen sekretorischen Ursprung simulieren. Die vergleichend-chemischen Untersuchungen der intraokularen Flüssigkeiten und des Blutserums berechtigen uns, die intraokularen Flüssigkeiten als Ultrafiltrat des Blutes aufzufassen. Wird den intraokularen Flüssigkeiten und dem Blutserum die Möglichkeit gegeben, durch gegenseitige Dialyse durch eine Collodiummembran hindurch die Differenzen in ihrer chemischen Zusammensetzung auszugleichen, so bleiben dieselben trotz 17–24 stündiger Dialyse erhalten. Diese Experimente erweisen, daß die im lebenden Organismus bestehenden Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung des Blutserums und der intraokularen Flüssigkeiten auch ohne sekretorische Tätigkeit von Zellen aufrecht erhalten werden können.