Zusammenfassung
An Hand eines eigenen Krankengutes von sieben Fällen und unter Zugrundelegung von Mitteilungen aus der Literatur werden die bekannten Behandlungsmethoden kritisch betrachtet und Richtlinien für die Therapie von Omphalocelen aufgestellt. Sehr kleine Brüche können durch Nabelschnuraufwindung und Ligatur geheilt werden. Bei Omphalocelen mit einem Durchmesser bis zu 5 cm wird die Radikaloperation empfohlen, wenn die probatorische Reposition durch Nabelschnuraufwindung möglich ist. Größere Hernien werden primär konservativ nach den Angaben vonGrob behandelt. Neben der Mercurochrombepinselung erfolgt bei Schlafferwerden des Bruchsacks in den ersten Tagen die vorsichtige Nabelschnurdrehung und ihre sukzessive Ligierung mit dem Ziel, den Bruchsack rascher zu verkleinern und die Reposition voranzubringen. Bei Repositionsschwierigkeiten oder Darmabknickung infolge einer engen Bruchpforte kann in Lokalanaesthesie eine Erweiterung des Bruchrings vorgenommen werden, wobei das Peritoneum uneröffnet bleibt. Das konservative Vorgehen stellt derzeit für alle größeren Brüche die Methode der Wahl dar. Bei rupturierten Omphalocelen, die prognostisch sehr ungünstig zu beurteilen sind, ist der primäre Bauchdeckenverschluß anzustreben. Wenn dieser infolge Raummangels der Bauchhöhle nicht möglich ist, bleibt allein der Versuch der Hautdeckung. Zum Peritoneumersatz sollte dabei konserviertes Gewebematerial zur Einscheidung der vorgefallenen Bauchorgane verwendet werden, um Verwachsungen so weit als möglich zu verhindern. Auf die Möglichkeit, geeignetes konserviertes Gewebe als alleinige Deckung zu verwenden, wird hingewiesen.
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Herzog, K.H. Die Behandlung von Omphalocelen. Arch. f. klin. Chir 306, 269–282 (1964). https://doi.org/10.1007/BF01843250
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