Zusammenfassung
Bei einem Gliom des Balkens, das teilweise in die Seitenventrikel hineinragte und nekrotische wie auch hämorrhagische Partien aufwies, fand sich im Liquor spinalis anfangs eine außerordentliche Zellvermehrung, die später zurückging. Die Zellen bestanden zuerst überwiegend aus polymorphkernigen Leukocyten, später in der Mehrzahl aus Lymphocyten. Bei der Sektion fanden sich an den Meningen weder makroskopisch noch mikroskopisch Entzündungserscheinungen. Der histologische Schnitt zeigte weiße Blutzellen, die den Meningen nur aufgelagert waren. Sie sind nach Ansicht des Verfassers passiv dorthin verschleppt worden. Sie sind aus dem Tumor oder dessen nächster Umgebung direkt in den Liquor übergetreten und als Reaktion auf toxische oder auf Stoffwechselprodukte des Tumors anzusehen. Es ergibt sich daraus: Eine polymorphkernige Leukocytose im Liquor cerebrospinalis ist für eine Meningitis nicht immer beweisend. Fehlen klinisch meningitische Symptome und fehlt im Liquor eine wesentliche Erhöhung des Eiweißgehaltes, so handelt es sich nicht um eine Meningitis, sondern um eine Reaktion im Zentralnervensystem, um eine symptomatische Entzündung im Sinne von Spielmeyer, die sich infolge besonderer Verhältnisse im Liquor nachweisen läßt.
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Zum Schlusse möchte ich nicht versäumen, Herrn Geh. Rat R. v. Hößlin, dem Leiter der Kuranstalt Neu-Wittelsbach, für die freundliche Überlassung des eigenartigen Krankheitsfalles zur Veröffentlichung und für sein wohlwollendes Interesse meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
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Scharpff, W. Über Auftreten von polymorphkerniger Lenkocytose im Liquor cerebrospinalis bei Hirntumor. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 96, 112–122 (1927). https://doi.org/10.1007/BF01842198
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01842198