Über Reaktionsfähigkeit der Haut mit besonderer Berücksichtigung der percutanen Tuberkulinreaktion

Zusammenfassung

Wir können unsere Befunde dahin formulieren:

• 1. Die Moro-Reaktion fällt bei einer großen Anzahl von aktiven tuberkulösen Prozessen der Haut positiv aus.

• 2. Die Analyse der Moro-Reaktion hat uns ergeben, daß sie sich aus zwei Komponenten zusammensetzt, aus einer spezifischen und einer unspezifischen.

• 3. Die Moro-Reaktion ist ein Gruppenreagens auf Überempfindlichkeit der Haut gegenüber Reizen, die durch diese zwei Komponenten hervorgerufen werden.

• 4. Der normale Organismus ist befähigt, auf percutan einverleibtes Eiweiß nicht zu reagieren. Beim erkrankten, antikörperbildenden Organismus wird durch exogene Reize die “Neutralreaktion zwischen Antigen und Antikörper” gestört, als dessen sichtbarer Ausdruck eine positive Reaktion an der Applikationsstelle auftritt. Diese Störung wird durch Eiweiß im allgemeinen, speziell aber durch Tuberkulin hervorgerufen.

• 5. Es bestehen nur quantitative Unterschiede, d. h. Änderungen in der Reaktionsbreite bei Einverleibung spezifischer resp. unspezifischer Reizkörper, wobei auf die histologische Untersuchung besonderes Gewicht zu legen ist.

• 6. Nicht nur der tuberkulös erkrankte, sondern auch der syphilitisch erkrankte Organismus reagiert infolge Störung seines Antikörpergleichgewichtszustandes mit Hauterscheinungen bei Einverleibung der Moro-Salbe.

• 7. Pferdeserum- und Diphtherieantitoxin sind imstande, ähnliche Reaktionen auszulösen, die nur histologisch von den spezifischen zu unterscheiden sind.

• 8. Die Moro-Reaktion kann bei Tuberkulösen den histologischen Aufbau manifester Krankheitserscheinungen nachahmen.