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Zusammenfassung

Fasse ich die Resultate dieses Beitrages zur Kenntniss des Ricins zusammen, so ist zunächst zu betonen, dass es nicht gelang, das giftige Princip des Ricinuspresskuchens von den begleitenden Eiweisskörpern zu trennen. Es erscheint zwar wahrscheinlich, dass das Ricin kein echter Eiweisskörper ist, da die Giftigkeit nach der Behandlung mit Verdauungssäften gar nicht oder nur unerheblich abgeschwächt wird; doch können die Versuche nicht als völlig beweiskräftig gelten, weil die Möglichkeit bestehen bleibt, dass etwa gebildetes Ricinpepton die gleiche Giftigkeit besitzt wie die unverdaute Substanz.

In Bezug auf die Wirkung des Giftes konnte beobachtet werden, dass neben den Symptomen von seiten des Darmes, die sich allmählich entwickeln, ziemlich plötzlich im letzten Stadium der Vergiftung Störungen von seiten der Medulla oblongata auftreten, die im Laufe von 1/2–1 Stunde unter continuirlichem Sinken des Blutdruckes zum Stillstand der Respiration und zum Tode führen, eine Wirkung, die mit der gewisser Bakteriengifte eine weitgehende Aehnlichkeit zeigt.

Diese Wirkung auf das lebende Thier ist von der durch Kobert und Stillmark beschriebenen Wirkung des Ricins auf die rothen Blutkörper in vitro zu trennen. Auf Grund der mikroskopischen Betrachtung dieser äusserst charakteristischen Erscheinung darf eine Schädigung des Stromas der Erythrocyten durch Ricin angenommen werden, die zur Verklebung und Conglutination der Zellen führt. Diese Blutwirkung wird im Gegensatz zu der Giftwirkung im lebenden Thier durch Pepsinverdauung und andere Einflüsse aufgehoben. Die Wirkung auf das Blut kann somit auch nicht die Ursache der Darmstörungen und des plötzlichen Todes bei Ricinvergiftung sein, wie dies Stillmark angenommen hat.

Weiter folgt aus diesem Verhalten, dass das nach Kobert und Stillmark dargestellte Ricin nicht als einheitliches Gift betrachtet werden kann, da das auf den Organismus in typischer Weise wirksame Princip von der Blutwirkung in vitro getrennt werden konnte.

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Müller, F. Beiträge zur Toxikologie des Ricins. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 42, 302–322 (1899). https://doi.org/10.1007/BF01834486

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