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Warum ist die Ansicht vom amerikanischen Ursprung der Syphilis jetzt die vorherrschende?

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Literatur

  1. Die Diskussion ist nicht immer in parlamentarischer Form abgehalten worden, sondern oft auf das persönliche Gebiet übergespielt worden. Wenn Kurt Sprengel auf eine Mitteilung Girtanners in Nr. 72 des “Intelligenzblattes der allgem. Literaturzeitung” von 1789, in welcher Girtanner nachweist, daß Hensler den II. Band seiner “Abhandlung über die venerische Krankheit” (Göttingen 1789) gar nicht berücksichtigt hat, Girtanner “empörende Dreistigkeit” und “widernatürliche Unbescheidenheit” “gegen die Arbeiten des sel. Hallers und Herrn Henslers” vorwirft (ib. Nr. 78) und in den “Neuen literarischen Nachrichten für Ärzte, Wundärzte und Naturforscher für 1788 u. 1789” im zweiten Quartal, Halle 1789 (pag. 270–281) von Girtanner tadelnd sagt, er hahe “zu viele. durch Alter ehrwürdig gewordene Vorurteile widerlegt”, so sind damit die Grenzen sachlicher Kritik überschritten.

  2. Wie damit die von Ricord im 14. Brief, pag. 96, geäußerte Ansicht “die konstitutionelle Syphilis hindert, wie bekannt, keineswegs eine neue Ansteckung durch Primärsymptome, die unbegrenzt in ihrer Zahl, unendlich verschieden in ihrem Sitz sind” in Einklang zu bringen ist, weiß ich nicht.

  3. Bei einem Besuch, den ich Proksch in Wien gemacht habe, bevor ich diesen Vortrag in Salzburg hielt, hat mich Proksch auf die Arbeit von Walther Spielmeyer (Die Trypanosomenkrankheiten und ihre Beziehungen zu den syphilogenen Nervenkrankheiten, Jena, 1908) hingewiesen und aus dieser Schrift den Schluß gezogen, daß die Syphilis vielleicht aus der “Beschälseuche der Pferde”, der “Dourine” durch sodomitischen Verkehr entstanden sei. Aber wenn wir auch mit Spielmeyer die “biologische Verwandtschaft” des Trypanosoma mit der Spirochaete pallida anerkennen und dementsprechend auch die Verwandtschaft der metasyphilitischen und der Trypanosomenkrankheiten zugeben, so berechtigen unsere heutigen pathologischen Anschauungen uns doch nicht den Übergang des einen Protozoon in das andere und der einen Krankheit in die andere durch den Wirtswechsel anzunehmen. Die Spielmeyersche Arbeit kann also nicht mit Erfolg gegen die Ansicht vom amerikanischen Ursprung der Syphilis ausgespielt werden.

  4. Oefele behauptet auch (ib. p. 266), daß ihm die “Franzosenkrankheit auch mittelniederdeutsch in einem Gebet von Klosterfrauen bekannt” sei, auch will er auf einer keilinschriftlichen Tontafel in den “Schmerzen der lštar (K 2920)” die Syphilis wiedererkennen (ib. Jahrgang 5, 1906, p. 340).

  5. Geigel sagt in seiner Geschichte, Pataologie und Therapie der Syphilis, Würzburg, 1876, p. 243: “Gesetzt, es würde ein Brief oder sonstiges Schriftstück aus dem Jahre 1472 aufgefunden, in welchem von Hispaniola oder der Seereise des Kolumbus die Rede wäre, was würde die historische Kritik davon urteilen?” Als er dies schrieb, hat er sicher nicht geglaubt, daß die medizinische Literatur etwas derartiges aufzuweisen hat. In dem gewöhnlich der salernitanischen Ärztin Trotula zugeschriebenen “liber de passionibus mulierum” ist im Kap. 61 de ornatu d. h. Kosmetik (in dem Sammelwerk “Gynaeciorum libri”, Basileae, 1566, in 4. Spalte 293 und 298) ein ligum bresilium erwähnt, ebenso in einem “Tractatus de coloribus, scriptus tempore Papae Calixti III, inter A. 1455 et 1458”, welcher sich als Nr. 21 in dem Codex membranaceus manuscriptus in 4 Nr. II der Bibliotheca Trewiana in Altdorf, jetzt in Erlangen befindet (siehe Christophori Theophili de Murr. Memorabilia bibliothecarum publicarum Norimbergensium et universitatis Altdorfianae, Nürnberg, 1786–91, Pars III, p. 154/155), de Murr weist nun auf ein Programm von Gruner hin (Neque Eros neque Trotula, sed Salernitanus quidem medicus, isque Christianus, auctor libelli est, qui de morbis mulierum inscribitur, Jenae, 1773, 4), in welchem Gruner sich das merkwürdige Vorkommen von Brasilhoz vor der Entdeckung Amerikas nicht erklären konnte und sich deshalb an Daniel Wilhelm Triller wandte, dessen “opuscula medico-philologica” damals sehr geschätzt wurden. Und der “senis venerbilis” unterstrich sein Erstaunen, daß die gelehrten Rabbinen David Kimchius und Moses Maimonides 300 Jahre vor der Entdeckung Brasiliens den Namen Brasilholz benutzt haben. Es zeugt das nicht für großes philologisches Können von Triller und Gruner, uns aber gibt die moderne Philologie die nötigen Erklärungen. Es handelt sich um das rote Sandelholz (das kein Sandelholzöl enthält und nur zum Färben dient), welches den Namen Brazil erhielt von “Brasa, vox hispanica, Gallis braise, carbones candentes, prunae” (siehe Du Cange, Glossarium mediae et infimae latinitatis, Ed. nova. Tomus I. Niort, 1883, p. 737 und 739, wo auch eine weitere handschriftliche Quelle angegeben ist) und das Wort Braza wird auch heute noch im Spanischen und Portugiesischen für glühende Kohle gebraucht, italienisch heißt es heute brace. Und der Name Brasilien stammt nach Egli., nomina geographica, 2. Auflage, Leipzig, 1893, p. 140, ebendaher und bedeutet “Glutholzland” von dem durch die Portugiesen in großen Mengen ausgefürten Rotholz (Campecheholz, Haematoxylon).

  6. Der spiritus gravis entspricht dem arabischen Buchstaben ‘Ain, welcher durch kräftiges Zusammendrücken der Stimmritze hervorgerufen wird.

  7. Diese “pithekoide” Form der Schädelbildung, welcher Virchow den Namen “Katarrhinie”. gegeben hat (Abhandl. der Berliner Akademie der Wissenschaften, Phys. mathem. Klasse, 1875. Der Name ist hergenommen von den schmalnasigen=katarrhinen Affen der alten Welt) kommt nach Virchow bei allen Rassen vor (Verhandl. der Berliner anthropol. Gesellsch. 1889, p. 331) und ist durch Entwicklungsstörungen der Schädelbasis hervorgerufen (Verh. der physik. mediz. Gesellschaft in Würzburg, Band 7, 1857, p. 200).

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Nach einem in der Abteilung für Geschichte der Medizin der 81. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Salzburg am 22. Sept. 1909 gehaltenen Vortrag.

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Richter, P. Warum ist die Ansicht vom amerikanischen Ursprung der Syphilis jetzt die vorherrschende?. Arch. f. Dermat. 101, 355–366 (1910). https://doi.org/10.1007/BF01832767

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