Vielgestaltigkeit der Beziehungen zwischen weiblicher Genitalfunktion und psychischen Ausnahmezuständen innerhalb einer Sippschaftsgruppe

Zusammenfassung

Es wird über die in einer Sippschaftsgruppe bestehende Vielgestaltigkeit der Beziehungen des weiblichen Genitalapparats zu psychischen Ausnahmezuständen berichtet. Diese zeigt sich vor allem darin, daßin dieser Gruppe alle denkbaren Phasen normaler weiblicher Geschlechtsfunktion, also Menarche, Menopause, die einzelnen Menstruationen und die Schwangerschaft, zu psychischen Ausnahmezuständen in Beziehung treten. Sie zeigt sich weiterhin darin, daß außer diesen gewissermaßenpathophysiologischen Beziehungen in einem Falle dieser Gruppe auch eine reinpsychopathologische Beziehung zum weiblichen Genitalsystem als krankmachender Faktor eine Rolle spielt, indem bei ihm „unmenschliche Angst“ vor Schwangerschaft den Inhalt eines krankhaften seelischen Komplexes bildet. Ferner sei noch kurz auf die Mannigfaltigkeit hingewiesen, die die hier besprochenen seelischen Störungen nach Art und Intensität zeigen.

Ätiologisch wurde an die Möglichkeit gedacht, daß die in dieser Gruppe vorhandene Disposition zu psychischen Affektionen im Zusammenhang mit der weiblichen Genitalfunktion nicht allein alsAusdruck einer ererbten allgemeinen psychischen Labilität aufzufassen ist, wie sie nach den auch sonst in dieser Gruppe ziemlich häufig auftretenden seelischen Ausnahmezuständen als vorliegend erachtet werden kann, sondern daß sie vielleicht außerdem durcheine ebenfalls mit der Erbmasse übermittelte gewissermaβen spezifische Ansprechbarkeit des psychischen Apparats auf endokrine Reize, die vom weiblichen Genitalsystem ausgehen, mitbedingt ist. Es lag nahe, daran zu denken, daß dabei eine in der Anlageererbte abnorme Funktion des weiblichen Genitalapparats, besonders in seinem endokrinen Anteil, eine Rolle spielen könnte.