Zusammenfassung
Fassen wir zusammen, was uns die Analyse des Daseins über dessen Grundlagen ergeben hat, so können wir sagen:
Daserste Zugrundeliegende ist dasIch als das „erste Werkzeug“ eines „daseinsfähigen“ Individuums. Daszweite ist dasseelische Selbst als die unmittelbare Einbettung des Ich in sein Selbst und durch dieses in die Welt. Beide zusammen bilden diePsyche, die mit demSoma zusammen dasIndividuum ausmacht. Dasdritte Zugrundeliegende ist der dem Soma zugehörige Werkzeugkomplex, den wir die „animalische Sphäre“ nennen. Diese, die ausMerksphäre undWirksphäre besteht, müssen wir als Ganzes nennen, wenn es sich um die Grundlagen des menschlichen oder tierischenVerhaltens handelt. Fragen wir aber, wie das für die psychiatrische Einstellung charakteristisch ist, nach den Grundlagen des bloßenDaseins als eines In-der-Welt-seins, so kommt nur die Merksphäre in Betracht, und wir können sagen, demnormalen wachen undreifen Dasein liegt zugrunde 1. einIch, das sich mit Hilfe seiner Merkspähre — innerhalb eines von den Bedürfnissen des Selbst gezogenen Rahmens — seine Aufgaben selber stellen kann und in dieser seiner Freiheit weder durch eine krankhafte Verstimmung seines seelischen Selbst, noch durch mangelhafte Fühlung mit ihm, noch durch eine krankhafte Machtlosigkeit seiner selbst beeinträchtigt wird, und 2. eineMerksphäre, die, von normalem anatomischem Bau, ein gewisses Maß von Ausgeprägtheit besitzt, trotzdem aber noch prägbar ist und dem Ich aktuell zur Verfügung steht.
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Küppers, E. Über den Begriff der Grundstörung und seine Bedeutung für die Einteilung und die Lokaldiagnose der Geisteskrankheiten. Archiv f. Psychiatrie 99, 1–33 (1933). https://doi.org/10.1007/BF01814304
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